Der staatliche italienische Sender RAI hat am Donnerstag eine satirische Serie über den Regierungschef gestoppt. Das Satiremagazin «Blob» war auf RAI 3 täglich ausgestrahlt worden und bestand aus Ausschnitten italienischer Fernsehprogramme. Die Satiresendung, die «zum laufenden Irrwitz in Politik und Alltag» visuelle Kommentare sendet, ist seit Jahren ein Kultprogramm. Der Autor des Programms, Enrico Ghezzi, hatte ursprünglich eine sechsteilige Serie von jeweils 40 Minuten mit satirischem Inhalt über Berlusconi geplant. Die ersten drei Teile der Serie wurden in den vergangenen Tagen problemlos um 23 Uhr gesendet. Der vierte Teil wurde am Dienstag auf Anordnung des RAI-Generaldirektors Agostino Sacca gestoppt.
«Dies ist keine Zensur, sondern nur eine mässigende Initiative. Vier 40-minütige Blob-Serien in einer Woche, die ausschliesslich Berlusconi betreffen, sind ein bisschen zu viel. Ich denke, satirische Programme sollten auch andere Persönlichkeiten in den Mittelpunkt stellen», betonte Sacca. Die Streichung der restlichen Teile der Berlusconi-Serie sorgt für neuen Zündstoff in den bereits gespannten Beziehungen zwischen Regierung und Opposition. «Die Streichung der Serie ist skandalös. Die RAI übt politische Zensur aus, die man in einer Demokratie nicht dulden darf», sagte Oppositionschef Francesco Rutelli. Berlusconis Partei Forza Italia verteidigt den RAI-Generaldirektor. «Blob verleumdet den italienischen Staatschef und schwächt das Image des Landes. Das Programm ist eine Beleidigung für die Mehrheit der Italiener, die Berlusconi gewählt haben», so Paolo Barelli, der Vizepräsident der Senatoren von Forza Italia. Mehr dazu: Berlusconi: Journalistengewerkschaft geht auf Barrikaden und RAI trennt sich von Berlusconi-Kritikern
Donnerstag
10.10.2002