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Mittwoch
27.11.2002

Das neue italienische Staatsfernsehen RAI der Ära Berlusconi geht in die Brüche: Knapp neun Monate nach der Ernennung hat am Mittwoch ein drittes Mitglied des fünfköpfigen Aufsichtsrats der staatlichen TV-Anstalt seinen Rücktritt eingereicht. «Es fehlen die Bedingungen, um weiter arbeiten zu können», schrieb der am Mittwoch zurückgetretene Marco Staderini in seinem Demissionsbrief. Er folgt damit dem Beispiel seiner Kollegen Luigi Zanda und Carmine Donzelli, die bereits vergangene Woche aus Protest gegen Berlusconis Vertrauensmann Antonio Baldassarre zurückgetreten waren. «Es fehlt jegliche Voraussetzung für eine konstruktive Zusammenarbeit mit Präsident Baldassarre, dessen Ideale, Zukunftsvisionen und operative Strategien mir unbegreiflich sind», hatte Zanda in seinem Rücktrittsbrief formuliert. Zanda und Donzelli beschuldigten Baldassarre ausserdem, regierungsfreundliche Manager an die Spitze einiger RAI-Töchter gestellt zu haben, obwohl andere, kompetentere Kandidaten für die Übernahme der Posten bereit gewesen waren. Für Dauerspannung sorgte der Beschluss des Präsidenten, die oft regierungskritischen Programme der beiden Starjournalisten Enzo Biagi und Michele Santoro zu streichen. Mit dem Rücktritt Staderinis wird die Regierungskoalition gezwungen sein, einen neuen Aufsichtsrat zu ernennen, was weitere Spannungen auslösen wird.