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Dienstag
03.02.2004

Die RAI-Präsidentin Lucia Annunziata wirft Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi Einmischung in die Programmgestaltung des öffentlich-rechtlichen Senders vor. «Ich weiss, dass Berlusconi den Telefonhörer in die Hand nimmt und die RAI-Aufsichtsratsmitglieder anruft, um die Wahl der Programme zu beeinflussen», sagte Annunziata im Gespräch mit ausländischen Medienleuten. Die Worte der RAI-Präsidentin, die Oppositionskreisen nahe steht, lösten in Rom scharfe Reaktionen aus. Die RAI-Aufsichtsratsmitglieder bestritten heftig, dass Berlusconi auf sie Druck ausgeübt und bestimmte regierungsfreundliche Moderatoren für Programme mit politischem Inhalt vorgeschlagen habe.

Die Version von Annunziata wird jedoch durch den Abgang der Vize-Chefredaktorin der RAI-Tagesschau Tg 1, Daniela Tagliafico, unterstützt. Sie hat aus Protest gegen ihren Chef Clemente Mimun ihre Demission eingereicht. Ihren Rücktritt begründete die Journalistin damit, dass bei der politischen Berichterstattung stets journalistische Standards missachtet würden. Die angesehene Tagesschau sei zu einem Sprachrohr der Regierung Berlusconi geworden. In einem Schreiben bekundeten 30 Tg1-Journalisten, darunter mehrere Starmoderatoren, ihre Solidarität mit der zurückgetretenen Kollegin.