Soeben hat Ministerpräsident Silvio Berlusconi wieder einmal laut darüber nachgedacht, ob nicht ein neues Gesetz nötig wäre, um «verleumderische» Kritik am Regierungschef unter Strafe zu stellen. Gemeint hat er damit den kleinsten der staatlichen RAI-Sender, RAI 3, der als einziger der linksgerichteten Opposition nahe steht. RAI 1 und 2 sind grösstenteils mit Sympathisanten der Regierung besetzt. Doch dieser RAI 3 bereitet Berlusconi wenig Freude: Der Sender ist ihm regelrecht ein Dorn im Auge. So schreckt Berlusconi nicht davor zurück, ihm besonders lästige Journalisten in aller Öffentlichkeit zu attackieren. Besonders sauer war Berlusconi zuletzt auf RAI 3, weil es sich mit einer für ihn unangenehmen Szene ausführlich beschäftigte. Nach einer Gerichtsverhandlung hatte ein Mann Berlusconi beschimpft und ihn mit ehemaligen Diktatoren à la Ceausescu verglichen. Der Regierungschef hatte die Fassung verloren und geschrien: «Identifiziert den Mann, ich will ihn anzeigen!» Wenig löbliche Posen für einen Staatsmann.
Freitag
06.06.2003