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Freitag
01.06.2012

Im Gespräch mit dem Klein Report erklären Thomas Morgenthaler und Martin Muerner, die Chefs von Radio BeO, wie es das Berner Oberländer Radio geschafft hat, so lange zu überleben - und wie die Zukunft aussieht.

Wie sieht eigentlich das Grundprinzip des Programms von Radio BeO aus?
Muerner: «Als wir in den Jahren 1985/86 unser BeO-Konzept zusammenstellten, sprach ich immer vom «medialen Dorfplatz». Unser Radio sollte ein Dorfplatz sein, wo man die aktuellsten Neuigkeiten erfährt, wo man Dienstleistungen nutzen kann, wo man unterhalten wird, wo man zusammen Geselligkeit pflegen kann - ganz einfach, wo man sich daheim fühlt. Mir scheint, uns ist dieser `BeO-Dorfplatz` ganz gut gelungen.»

Das Radio BeO lebt von der Werbung und kann im schlimmsten Fall auf die Gelder des dazugehörigen BeO-Fördervereins zurückgreifen - wie erfolgreich ist dieses Modell?
Morgenthaler: «Radio BeO lebt ausschliesslich von der Werbung und vom Gebührensplitting. Beiden Quellen, insbesondere den Kundinnen und Kunden und den nationalen Vermarktern, sei auch an dieser Stelle wieder einmal herzlich gedankt. Der BeO-Förderverein hat in Notsituationen in Einzelfällen helfen können. Er kann aber weder jedes Jahr eingesetzt werden, noch würde das Geld des BeO-Fördervereins langen, das Radio als Ganzes zu betreiben.»

Oft wird der sogenannte musikalische «Einheitsbrei» in der Radioszene kritisiert. Radio BeO hat aber ein ganz anderes Konzept: Es wird oft volkstümliche Musik, Country, Jazz oder auch Blasmusik gespielt - wie kommt dieses Konzept bei den Hörern an?
Muerner: «Ich habe den `BeO-Dorfplatz` bereits erwähnt. Weil wir wollen, dass wir in unserem Programm möglichst viele Musikstile abbilden, haben wir ein Konzept geschaffen, das die erwähnten Musiksparten im Abendprogramm und am Wochenende berücksichtigt. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass dieses Konzept sehr gut ankommt.»

Das BeO spricht eher eine ältere Zuhörerschaft an: Wollten Sie die Jugendlichen nie für sich gewinnen?
Muerner: «Folgendes wird gerne vergessen: Die Hälfte der gesamten Schweizer Bevölkerung ist über 50 Jahre alt, hat mehr Zeit als die Jugendlichen und vor allem mehr Geld. Ich bin deshalb sehr froh, dass Thomas Morgenthaler und ich seit Jahren - lange, bevor der Begriff «Golden Agers» beliebt wurde -  diese klare Tendenz der Bevölkerungsstruktur in unserem Programm abbilden. Zudem freut es uns natürlich, dass sich auch die Werbewirtschaft zunehmend für die vielen sogenannten 50+ interessiert. Natürlich haben wir auch Jugendliche, die Radio BeO hören, natürlich haben wir auch Sendegefässe, die explizit der Jugend gewidmet sind - doch wir gehen seit 1987 immer davon aus, dass wir mit unserem Programm Mehrheiten erreichen wollen.»

Droht bei diesem Konzept nicht einmal die Gefahr, dass Ihnen, wie bei den Zeitungen, die älteren Hörer einmal wegsterben und das Radio BeO einen grossen Verlust an Hörern in Kauf nehmen muss?
Muerner: «Die Menschen leben ja immer länger - der Medienprofi Roger Schawinski hat ja sogar ein Buch geschrieben, wie man bei guter Gesundheit 100 Jahre alt wird. So gesehen sterben uns unsere Hörer noch lange nicht weg. (Lacht). Zudem erlaube ich mir die Bemerkung, dass das Problem bei den Zeitungen nicht das Wegsterben der älteren Menschen ist, sondern dass die Jungen zunehmend davon ausgehen, dass vieles gratis ist. Deshalb sind sie nicht mehr bereit, ein Zeitungsabo zu bezahlen.»

Sie feiern am Mittwoch und auch das ganze Jahr hindurch das 25-Jahre-Jubiläum: Haben Sie spezielle Aktionen geplant?
Muerner: «Schon seit Januar 2012 bieten wir unserer Hörerschaft und unseren Werbekunden spezielle Aktionen an; wir präsentieren Sondersendungen und Rückblicke, geben eine Jubiläumsschrift heraus und präsentieren unser Radio live vor Ort. Alle diesbezüglichen Infos finden Interessierte auf unserer Website.»

Stellen Sie sich vor, Sie haben im Zusammenhang mit Radio BeO einen Wunsch frei: Was würden Sie dem Privatradio wünschen?
Morgenthaler: «Dass wir auch in Zukunft Rahmenbedingungen und genügend Einnahmen haben, um den bisherigen Weg weiterzugehen und unser Radio zu entwickeln.»
Muerner: «Dass es uns gelingt, unser Motto der ersten BeO-Stunde - `Äs Radio mit Härz` - trotz aller medialen Veränderungen weiter zu pflegen. Denn ich weiss: Man hört nur mit dem Herzen gut.»