Der Zürcher Sender Radio 24 ist demnächst in der ganzen Deutschschweiz über Digitalradio (DAB+) empfangbar. «Von Zürich nach Bern, von Luzern nach Basel, ins Bündnerland oder in die Ostschweiz - wer ab dem 1. August durch die Deutschschweiz reist, kann Radio 24 ohne Unterbruch hören», bestätigte Programmleiterin Karin Müller Informationen des Klein Reports. «Digitales Radio kann im Gegensatz zu UKW-Wellen auch in einer Tiefgarage, am See oder auf der Wanderung empfangen werden», erklärt Müller die Technik. «Nach einer einmonatigen Testphase im Juli starten wir mit Radio 24 am Schweizer Nationalfeiertag mit der digitalen Verbreitung unseres UKW-Programms.»
Das Privatradio aus dem Tamedia-Konzern übernimmt den frei gewordenen DAB+-Sendeplatz, auf den das Basler Radioprojekt Open Broadcast kürzlich aus finanziellen Gründen verzichtete. Um die frei gewordene DAB+-Konzession, deren Technik sich beim Publikum in der grossen Masse noch nicht durchgesetzt hat, ist in den letzten Wochen ein Gerangel entstanden. Nebst Radio 24 ist auch Radio 105 von Giuseppe Scaglione auf der Warteliste für eine Konzession. Scaglione hat gemäss Recherchen des Klein Reports gute Chancen auf den nächsten DAB+-Platz (Layer 2), da ein weiterer Kandidat für die Konzession an einen Rückzug denkt. Grund dafür sind unter anderem die doch beträchtlichen Investitionskosten. Auch ein deutscher Anbieter hat ein Angebot für den möglichen freien Platz eingegeben.
«Die digitale Radioverbreitung hatte in Europa einen schwierigen Start. Nach einer Anfangseuphorie Ende der 1990er-Jahre ist die Entwicklung ins Stocken geraten», so Radio-24-Programmleiterin Karin Müller. Erst in den letzten zwei Jahren sei der Absatz von DAB+-Geräten in der Schweiz richtig angelaufen. «Radio 24 ergänzt mit Digitalradio die bisherige Verbreitungsstrategie mit UKW, Internet und Mobile. Es ist immer aufregend, bei technologischen Weiterentwicklungen dabei zu sein», sagt die Chefin des grössten Schweizer Privatradios.
Über die Vergabe der einzelnen DAB+-Sendeplätze entscheidet im Übrigen nicht etwa das Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Dieses hat 2008 nur eine Konzession für die «Ausstrahlung von 18 Radioprogrammen in der Schweiz» erteilt. Wer im zukunftsträchtigen Digitalradiomarkt zum Zug kommt, entscheidet allein die Betreiberfirma Swiss Media Cast AG, wobei hier die SRG Mehrheitsaktionärin ist. Sie belegt mit ihren Radioprogrammen den gesamten Layer 1 und hat bereits einen zweistelligen Millionenbetrag in die Technik investiert.
Die Entwicklung von DAB+ ist in der Schweiz ein Auf und Ab. Wobei die Swiss Media Cast AG daran nicht ganz unschuldig ist. Erst seit Oktober 2010 können die Radiomacher mit ihren bereits bestehenden UKW-Programmen auf den Layer 2. Vorher hätten sie ein anderes Programm für die digitale Distribution entwickeln müssen, was kein Privatradio interessierte, da die kumulierten Hörerzahlen aus UKW und digital matchentscheidend sind. Wenn alles nach Plan verläuft, sollte im 1. Quartal 2012 die Versorgung mit DAB+ abgeschlossen und 80 Prozent der Schweizer Haushalte fähig sein, das digitale Signal über Luft zu empfangen. In Planung ist dann der Layer 3, auf den vor allem die Regionaljournale und weitere private Anbieter digital-regional distribuieren können.
Verwaltungsratspräsident der Swiss Media Cast AG ist Günter Heuberger. Neben dem Medienunternehmer aus Winterthur (Tele Top, Radio Top) sitzen Heinz Gantenbein (SRG) als Vizepräsident sowie Egon Blatter, Marco Castellaneta (Ringier AG), Christoph Romer, Markus Ruoss, Bernhard Schmid und Christian Stärkle im Gremium.
Das Auf und Ab mit der Technik DAB+:
14.10.2009: Als es in die Gänge kam: DAB+ startet mit sieben privaten und vier SRG-Programmen
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