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Donnerstag
22.10.2009

Im Spätherbst 1979 startete Radio 24 als Piratensender mit einem Sendemast auf dem italienischen Pizzo Groppera. Am Freitag feiert das inzwischen etablierte Zürcher Regionalradio mit UKW-Konzession sein 30-Jahr-Jubiläum. Freude herrscht auch über stolze Hörerzahlen und beachtliche Marktanteile. Programmleiterin und Chefredaktorin Karin Müller spricht im Interview mit dem Klein Report über die neue Ausrichtung des Programms und die Strategie bei der Ausdehnung des Empfangsgebietes.

Radio 24 wird 30 Jahre alt. Wie packt Sie das emotional und wie feiern Sie diesen Geburtstag?
Karin Müller
: Die Freude ist riesengross. Wir sind stolz, dass der Anlass nicht einfach mit einem Apéro Riche abgetan wird. Wir sind am Freitagabend zuerst mit geladenen Gästen in der Härterei, und danach startet in der Maag EventHall ein grosses Fest mit Spezialeffekten aus Film, Ton und Musik. Ab 18 Uhr sind auf dem Sender O-Töne und Berichte zu hören. Einige Filme stellen wir auch auf die Website.

Mit 284 000 Hörerinnen und Hörern im Semester erreicht Radio 24 national einen Marktanteil von 2,8 Prozent. Seid ihr damit zufrieden?
Karin Müller
:Wir sind sehr zufrieden. Radio 24 ist und bleibt die Nummer 1 und immer mehr Leute hören uns für eine immer längere Dauer. Wir schauen, welche Hörergruppen zu welcher Zeit wie lange den Sender hören und passen das Programm an. Früher wurden die Radio-Control-Daten intern gehütet wie ein Geheimnis, jetzt haben wir die Semesterdaten im Detail allen Mitarbeitenden präsentiert. Damit wissen sie noch genauer, für wen sie senden.

Was sind die nächsten Änderungen im Programm?
Müller
:Für nächstes Jahr ist einiges geplant: Der Sender erhält ein neues Layout und eine Talksendung wird eingeführt. Mit «24 on Tour» werden wir in jene Regionen reisen, wo wir neu empfangbar sein werden. Zudem wird das «Züri Fäscht» ein grosses Thema sein.

Wie schreitet der Ausbau des Sendegebiets voran?
Müller
:Wir müssen abwarten, was mit Energy Zürich geschieht. Wir werden wohl die Region Winterthur zuerst erschliessen. Für das Glarnerland müssen wir zuerst eine neue Versorgung aufbauen. Der Üetliberg sendet «nur» bis Netstal. Nach dem Ausbau erreichen wir potenziell 1,4 Millionen Menschen.

Warum ist Radio 24 nicht an DAB interessiert?
Müller
: Radio über UKW wird noch lange Bestand haben. Wir verfolgen die Digitalisierung mit. Der Verband Schweizer Privatradios treibt HD-Radio voran. Die Privatradiostationen, so auch Radio 24, tätigen hier ihre Investitionen. Bei DAB hat man schon mehrere Male den Durchbruch versprochen, doch er ist nie gekommen. In Deutschland spricht mittlerweile niemand mehr von DAB.

Wollen die etablierten UKW-Stationen nicht einfach eine Marktöffnung verhindern?
Karin Müller
Nein. Ich habe bis jetzt leider mehr erlebt, dass die SRG, die zwei Drittel des Marktes besetzt, eine Einschränkung für die Entwicklung des Radiomarktes war. Beispielsweise dürfen wir eine Datenbank von Radio DRS mit Hörbeispielen für die Aussprache von Namen bekannter Personen nicht abonnieren. DRS bezahlt diese Datenbank mit Konzessionsgeldern. Einen Zugang würden wir aber mit unserem erwirtschafteten Geld bezahlen.

Karin Müller, Sie sind seit 1. April 2008 Programmleiterin. Was sagen Sie zu den Wechseln im Team, die es seither gegeben hat?
Müller
: Bei privaten Radiostationen gibt es im Vergleich zu Radio DRS generell viel mehr Wechsel. Zudem kann zu Radio 24 nicht jeder kommen, denn wir wollen die Besten sein. Wir haben ein grossartiges Team, und ich bin stolz auf seine Leistung. Bei meiner Führung gebe ich eine Art Gefäss: Ich sage, warum man etwas macht, was das Ziel ist und was die Spielregeln sind. Dann sollen sich die Mitglieder des Teams frei bewegen. Bei uns gibt es ausser den Löhnen keine grossen Geheimnisse.

Was ändert sich bei Radio 24 mit dem Umzug an den Tamedia-Sitz an die Zürcher Werdstrasse?
Müller
: Der innovative Neubau wird voraussichtlich Ende 2011 bezugsbereit sein. In den beiden Studios hätte es auch Platz für Publikum, und man könnte dort sogar kleinere Fernsehsendungen machen. Die Themensetzung innerhalb der Redaktionen an der Werdstrasse ist sehr unterschiedlich. Ich freue mich aber darauf, mich beispielsweise mit Tagi-Co-Chefredaktor Markus Eisenhut journalistisch auszutauschen. Medienkonvergenz finde ich spannend: Radio, Fernsehen und Internet sollen besser miteinander verknüpft sein., Jedes Medium soll sich den eigenen Stärken aber bewusst bleiben und ein unverwechselbares Profil behalten.