Dass Qualitätsjournalismus durch die Twitter-Manie vieler Journalisten und Journalistinnen abgenommen hat, ist bekannt. Dass indessen Tweets zwecks besserer Quoten gefälscht werden, ist neu.
«Explosiv»-Moderator Maurice Gajda wird vom Kölner Fernsehsender RTL «vorerst» nicht mehr eingesetzt.
Gajda hatte mit einem Fake-Tweet der ehemaligen AfD-Parteivorsitzenden (bis 2017) den Sänger Trong Hieu Nguyen konfrontiert. Hätte Frauke Petry sich nicht gewehrt, wäre der grafisch perfekt inszenierte Post für bare Münze genommen worden. Das Onlinemagazin Übermedien ging auf die Suche und fand einen anderen Petry-Tweet zum ESC mit ähnlichen Beschimpfungen im Sinne von «normale Bürger» wollen sich nicht von «diesen pinken Herren vertreten lassen».
Der Klein Report vermutet, dass der Fake-Tweet einfach umgedeutet wurde: Zweifache Quellenüberprüfung und Möglichkeit der Stellungnahme des Angegriffenen werden viel zu oft ignoriert. Gajida beteuert seine Unschuld bei bunte.de und entschuldigt sich gleichzeitig «für die fehlende journalistische Sorgfalt».
Der Klein Report stellt fest: Die Empörungsspirale verlangt immer mehr nach Polarisierung – und leider entziehen sich einige Journalisten und Journalistinnen teils auch völlig naiv der grossen Verantwortung, die mit jeder Veröffentlichung einhergeht.