Es ist der blonde Wahnsinn. Thomas Gottschalk hat eine neue Frisur. Das Abschneiden seiner Locken hat für ein paar Tage sogar Corona fast aus den Headlines verdrängen können.
Nur wer unbedingt ein Haar in der Suppe des Weltgeschehens finden wollte, hat die täglichen Berichte über die Pandemie noch vorher gelesen.
Ein exklusiver Medien-Spiegel des Klein Reports:
Für «Gala» hat er es «tatsächlich getan». Die «Bunte» suchte den Menschen hinter den Haaren und fand heraus, dass er es am Sonntag nach dem Frühstück getan habe. «Er sieht jung und süss aus», gibt es dazu noch eine erste Stellungnahme von Freundin Karina Mross. Als Quelle für das Zitat wird dazu journalistisch korrekt die «Bild»-Zeitung genannt.
Für die Plattform klatsch-tratsch.de ist die Entlockung natürlich Pflichtstoff. Gleichzeitig eine erhebliche Chance für das Heben des journalistischen Niveaus. Endlich wieder mal eine Frisurmeldung, die niemand als frauenfeindlich bezeichnen kann.
Dem «Kurier» ist es gelungen, einen hochaktuellen Bezug zur politischen Situation in Österreich herzustellen: «Während die Friseure hierzulande im Lockdown sind, hatte ein deutscher Kollege jüngst einen besonders aufregenden Arbeitstag.»
Die Qualitätszeitung «Zeit» wollte sich, ihrem Ruf verpflichtet, visionär geben und brachte sogar eine Vorschau auf das abschneidende Ereignis. Dazu zitierten die Medienleute aus dem Team von Chefredaktor Giovanni di Lorenzo aus der legendären «Wetten, dass…?»-Sendung aus Nürnberg vom 6. November. Originalton Thomas Gottschalk: «Ich hab die Absicht, mir nach dieser ‚Wetten dass..?‘-Sendung die Haare schneiden zu lassen.»
«Die Zeit» hat das Statement tags darauf in der Online-Ausgabe dann noch mit einem Fragezeichen im Titel versehen, zeigte sich aber optimistisch in Anbetracht der charakterlichen Zuverlässigkeit des Entertainers, der schon seit bald einem halben Jahrhundert mit ausgefallenen Äusserlichkeiten aufzufallen weiss.
Die Plattform T-online hat ebenfalls recherchiert, dass Freundin Karina begeistert ist. Woman.at zeigte sich hingegen fassungslos «Man glaubt es kaum. Thomas Gottschalk mit neuer Frisur!» Trotzdem konnte das Portal der Meldung die notwendige Glaubwürdigkeit doch noch verleihen, indem ein verlockendes Video mit dem neuen Blonden hochgeladen wurde.
In der Schweiz wollte «Nau» besonders fundiert abschneiden und suchte nach erhellenden Hintergründen zu den blonden Haaren. Die Recherchen des News-Portals haben ergeben, dass Thomas den Wegfall seines Markenzeichens als Erstes bei seinem härtesten Konkurrenten Günther Jauch präsentiert hat.
Nachdem ein Radioreporter zwar bereits früher darüber geredet hatte, aber die vollendete Tatsache aus technischem Mangel des bildlosen Mediums nur beschreiben, aber im Radio nicht zeigen konnte, hat dann Gottschalk den Jauch in seinem «RTL Jahresrückblick» mit der vollendeten Tatsache konfrontieren können.
Damit konnte sich RTL den Primeur im Bereich TV sichern. Im Online darf SWR 3 in die Mediengeschichte eingehen. Dort soll der Webstream kurzfristig zusammengebrochen sein, nachdem Gottschalk in seiner Talkshow die Zuhörer mit seinem Geständnis schockiert hat.
Inzwischen ist die Bemerkung wohl nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, dass die Locken von Thomas Gottschalk seit dem Medienereignis am ominösen 7. November bereits wieder mindestens zwei Zentimeter gewachsen sind.
