Die Forschungsstelle Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) der Universität Zürich hat am Montagmorgen in Bern in Form eines Jahrbuches über die «Qualität der Medien» informiert. Der Klein Report fasst die zentralen Erkenntnisse zusammen.
Mehr Softnews wegen Digitalisierung: Während die klassischen Medien mit einem weiteren Nutzungsrückgang zu kämpfen haben, gewinnen Online-Medien weiter an Fahrt, wobei insbesondere deren mobile Nutzung zunimmt. Gemäss den Forschern konsumieren Social-Media-User vor allem episodische Inhalte und Softnews von qualitätsschwächeren Informationsmedien. Das Publikum des höherwertigen Informationsjournalismus hingegen schrumpft weiter.
Finanzielle Schwächung des Mediensystems wegen der Digitalisierung: Die Zahlungsbereitschaft für Online-Informationsmedien ist gemäss FÖG weiterhin gering, die Werbeeinahmen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, die Aversion der Nutzer gegenüber Werbung auf Onlineplattformen sei ausgeprägt, und die einheimischen Medienanbieter geraten unter verstärkten internationalen Konkurrenzdruck. In wachsendem Ausmass entwickeln sich die Werbemärkte zu einer Domäne von globalen Tech-Giganten wie Google oder Facebook.
Zunehmende Konzentration hemmt Vielfalt: Laut FÖG werden angesichts zunehmender Synergienutzung und Zusammenlegung einzelner Titel die Medienorganisationen empfänglicher für die Einflussnahme durch ökonomische und politische Akteure. Dadurch werden diejenigen Redaktionen geschwächt, die einen unabhängigen, substantiellen Informationsjournalismus produzieren.
Höhere Konkurrenzwahrnehmung: Als weitere Folge der wachsenden Strukturschwäche der Informationsmedien und der zunehmenden Onlinekonvergenz steigt in den Augen von FÖG die Konkurrenzwahrnehmung der privaten Medienanbieter gegenüber den internationalen Tech-Giganten, aber auch gegenüber der SRG SSR. Allerdings ist sich die Branche uneinig in der Frage, woher aktuell und künftig den traditionellen Medienunternehmen die grösste Konkurrenz droht.
Negativeffekt auf die Medieninhalte: Die FÖG-Zeitreihen zeigen bei vielen untersuchten Medientiteln seit 2010 eine insgesamt sinkende Qualität. Unter dem finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcenmangel im Informationsjournalismus leidet die Einordnungsleistung am stärksten. Episodische News gewinnen an Bedeutung, und die User werden bei der Interpretation komplexer politischer, sozialer und ökonomischer Zusammenhänge immer häufiger allein gelassen.
Die Qualität des Informationsjournalismus sinke gemäss der Forschungsstelle nicht nur bei den meisten Medientiteln, sondern in der gesamten Medienarena. Die Titel mit tieferer Qualität gewinnen an Nutzern, während die Titel mit höherer Qualität User verlieren.