Die Einordnung und qualitative Beurteilung einzelner Pressetitel und Sender ist die Würze im Jahrbuch «Qualität der Medien 2012» und sorgt zuverlässig für Ärger und (Schaden-)freude in den Verlagshäusern und Redaktionsstuben. Nachfolgend einige Höhe- bzw. Tiefpunkte aus der aktuellen Ausgabe.
An der Spitze des neu eingeführten Qualitätsscorings stehen wenig überraschend zwei Sendungen von Schweizer Radio: «Echo der Zeit» und «Rendez-vous». In Sachen Qualität am schlechtesten abgeschnitten haben die Nachrichten von Radio Argovia, «Aktuell» von Tele M1, «Züri News» von Tele Züri, «Blick» und «Sonntagsblick» (Online und Print), «20 Minuten» (Online und Print in allen Sprachregionen), «Le Matin» (Online und Print) sowie die Onlineausgaben von «Tribune de Genève» und «24 heures».
Auch die Printausgaben der «Berner Zeitung» und «24 heures» stehen gemäss dem Qualitätsbericht «bereits im Nahbereich der Gratiszeitungen». Lob gibt es hingegen für NZZ online und tagesanzeiger.ch («die zwei besten Newssites») sowie für die «Neue Zürcher Zeitung», «Le Temps», «NZZ am Sonntag» und «Neue Luzerner Zeitung», die sich «in der Nähe der Informationsleistungen des öffentlichen Radios» bewegen.
Heftig beklagt das Jahrbuch «Qualität der Medien 2012» eine «mangelnde Qualitätsverpflichtung im privaten Rundfunk». Speziell ihr Fett weg bekommen die Radiosender Radio Argovia und Lausanne FM. Gelobt wird hingegen der private TV-Sender Léman Bleu, der sich mit seiner Nachrichtensendung «in allen Qualitätsdimensionen deutlich von `Züri News` und `Aktuell` der ressourcenstärkeren Sender Tele Züri und Tele M1 abhebt und in einigen Dimensionen mit den Nachrichtensendungen des öffentlichen Fernsehens zu vergleichen ist». Pikant ist auch die Feststellung, dass eine Konzessionierung nicht unbedingt zu höherer Qualität führen muss: «Trotz Leistungsauftrag und Gebührenunterstützung ist die Qualität der Nachrichten von Tele M1 in den meisten Qualitätsdimensionen ähnlich niedrig wie jene von Tele Züri.»
Kritisiert wird teilweise aber auch die sogenannte Qualitätspresse, insbesondere - wenig überraschend - die «Weltwoche». Gelobt wird zwar die «relevante Informationsvermittlung mit ausgeprägtem Meinungsjournalismus», kritisiert jedoch «die Diskreditierung von Personen und Gruppierungen mit abweichenden Positionen». Generell diagnostizieren die Forscher eine «Renaissance» der «Weltanschauungspresse», zu der sie im Übrigen auch die «Basler Zeitung» zählen, beklagen aber, dass die Kritik im Gegensatz zu den früheren Parteiblättern weniger auf Strukturen und Entwicklungen, sondern vielmehr auf Personen abziele.
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