In Russland trägt der Teufel nicht Prada, sondern neuerdings Dolce & Gabbana. Vom Teufel besessen soll nämlich die aktuelle Kampagne des italienischen Modehauses von Domenico Dolce und Stefano Gabbana sein. Küssende Frauen: Da schaut Russland lieber weg. Der neuste Spot von Dolce & Gabbana soll deshalb verboten werden.
Die Werbekampagne «Love is Love» von Dolce & Gabbana will die Diversität feiern. Das ist in Russland aber nicht nach dem Gusto der Regierung.
Die Staatsanwaltschaft von Sankt Petersburg hat darum «gebeten», den Werbespot des Mailänder Modekonzerns auf Instagram zu stoppen, weil darauf zwei Frauen zu sehen sind, die sich küssen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
Die Aussetzung der Werbekampagne wurde von einem Deputierten des Unterhauses Duma eingereicht. Mikhail Romanow ist Mitglied der Regierungspartei Einiges Russland. Romanow forderte auch den Bann eines weiteren Spots von Dolce & Gabbana in Russland, auf dem sich zwei junge Männer küssen. Das Video enthalte Bilder, «die Familienwerte verleugnen und nichttraditionelle sexuelle Beziehungen fördern», betonte der Parlamentarier.
In Russland sind gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht offiziell verboten. Allerdings gibt es seit 2013 ein Gesetz, wonach das Zeigen gleichgeschlechtlicher Liebe oder auch nur das Reden darüber in Anwesenheit von Minderjährigen unter Strafe gestellt ist.
Aber das Volk denkt nicht immer gleich. Auf Instagram ist der Spot auch in Russland bereits heiss geteilt worden, und viele Nutzer sind sich einig, dass diese Bilder «wunderschön» und sehr «ästhetisch» seien.
Die Beschwerde von Romanow liegt nun bei der Sankt Petersburger Staatsanwaltschaft, die die Bedenken des homophoben Politikers offenbar teilt. Wie es mit dem Fall weitergeht, soll am 7. Juni bekannt gegeben werden.
Für Dolce & Gabbana ist Zensur im Osten nicht Neues. Bereits 2018 wurde in China ein Werbespot boykottiert. Dieser zeigte eine Chinesin, die verzweifelt versuchte, Spaghetti und Pizza mit Stäbchen zu essen. Das Modehaus musste sich nach heftigem Protest entschuldigen.
Aber solche Strategien des Aneckens scheinen ja zur DNA der italienischen Werbung für Mode zu gehören. Man erinnere sich nur an die vielen Aufschreie, die der Fotograf Oliviero Toscani mit seinen Sujets für Benneton jeweils werbewirksam zu provozieren wusste.