«Hier ist das Ärzte Deutsche Fernsehen». Dazu erklingt das musikalische Intro. Aber diesmal viel rockiger als sonst. Am Freitag «kaperte» die Punkband «Die Ärzte» das heilige Format der «Tagesthemen» bei der ARD.
Nach ihrem Mini-Auftritt zur Eröffnung der Nachrichtensendung wurde aus dem listigen Spass schnell bitterer Ernst. Im folgenden Interview appellierte die Berliner Band an die Politik, in der Corona-Krise die Kulturbranche nicht zu vergessen. Die Menschen, die in der Musikszene arbeiten und damit ihr Geld verdienen, würden in Zeiten von Corona ignoriert, sagte Ärzte-Sänger Farin Urlaub.
«Das Problem ist tatsächlich, wir nehmen Kultur als gegeben hin, Kultur ist einfach immer da», sagte der Frontmann der Band. Dabei falle zu wenig auf, dass Kultur nicht nur kommerziell erfolgreiche Bandmusiker wie sie selbst brauche, sondern einen ganzen Unterbau: Clubbetreiber, sogenannte Roadies, also Technik- und Aufbauhelfer, sowie kleinere Bands, die noch keine Plattenverträge haben. Wenn das wegbreche, sei das ein «langfristiger Schaden».
Schlagzeuger Bela B. berichtete, dass wegen der fehlenden Auftrittsmöglichkeiten in der Krise viele dieser Menschen seit sieben Monaten keine Arbeit hätten. «Wir hoffen, die Politiker dazu zu bringen, diese Branche mit 1,4 Millionen Menschen auch zu sehen.»
Auch «Die Ärzte» mussten ihre geplante Tour auf das nächste Jahr verschieben. Aber zumindest konnten sie mit dem grossen Auftritt Werbung für ihr neues Album machen.
Das überraschende Auftauchen der «Ärzte» in den «Tagesthemen» begeistert das Netz. Allein auf Instagram kam ein Clip davon am Tag danach auf über eine halbe Million Aufrufe. Twitter-Nutzer sprachen von einer «coolen Aktion» und einer «tollen Idee», der Beitrag des Senders vom Freitag erhielt Tausende Likes.
Manche kritisierten allerdings auch, dass die ARD der Band dadurch kostenlose Werbung für ihr neues Album ermögliche, das ebenso an diesem Freitag erschienen war.
Die neue Platte «Hell» kam nach acht Jahren voller Konflikte und Trennungsgerüchte endlich auf den Markt. In Ihren neuen Songs reissen «Die Ärzte» auch Themen wie Verschwörungstheorien, Flüchtlingskrise, AfD sowie die mehr und mehr grassierende Langeweile an.