Das Pulitzer-Komitee Zeitungen hat in der Nacht auf Dienstag die alljährlichen Auszeichnungen vergeben. Für ihre Berichterstattungen über die Auswirkungen des Wirbelsturms «Katrina» in New Orleans haben die regionalen Tageszeitungen «Times-Picayune» und «Sun Herald» den Preis erhalten. Die Berichte seien eine Rettungsleine für die am Boden zerstörten Leser gewesen, hiess es in der Begründung der Jury.
Ausgezeichnet wurden auch die «Washington Post» und die «New York Times». Die «Washington Post» erhielt den Preis in vier Kategorien, unter anderem für die Aufdeckung der Bestechungspraktiken des US-Lobbyisten Jack Abramoff sowie für die Berichterstattung über geheime CIA-Gefängnisse im Ausland. Die «New York Times» erhielt die Preise unter anderem in der Kategorie Nationale Reportage für die Berichte über die Bespitzelung von US-Bürgern durch die Regierung in Washington. Die «Times»-Reporter Joseph Kahn und Jim Yardley erhielten den Preis für Internationale Reportage für ihre Artikel über das Justizwesen in der Volksrepublik China.
Den Literaturpreis gab das Pulitzer-Komitee an die US-Schriftstellerin Geraldine Brooks für ihren Roman «March». Brooks studiert derzeit an der Harvard-Universität bei Boston. Ihre Harvard-Kollegin Caroline Elkins erhielt den Sachbuchpreis für ihren Band «Imperial Reckoning: The Untold Story of Britain`s Gulag in Kenya». Darin schildert sie das brutale Gefängnissystem der Kolonialmacht Grossbritannien Anfang bis Mitte der 50er-Jahre in Kenia.
Ebenfalls nach Boston gingen die diesjährigen Pulitzerpreise für die beste Biografie und die beste neue Komposition. Martin Sherwin, Professor an der Tufts-Universität im Raum Boston, wurde zusammen mit seinem Kollegen Kai Bird für ein biografisches Werk über den «Vater der Atombombe», Robert Oppenheimer, geehrt. Der gebürtige Kanadier Yehudi Wyner, der die Bostoner Musikszene seit gut zwei Jahrzehnten inspiriert, bekam den Preis für sein 20-Minuten-Konzert «Chiavi in mano» zugesprochen. Zu den Ausgezeichneten gehört weiter Claudia Emerson, die für ihr Poesie-Werk «Late Wife» einen Preis erhielt.
Der Geschichts-Pulitzer ging an David Oshinsky, der in «Polio: An American Story» von der Entwicklung des Impfstoffes gegen Kinderlähmung erzählt. Dagegen konnte sich das Preiskomitee in diesem Jahr - erstmals seit 1997 - nicht für ein Theaterstück entscheiden und setzte die Vergabe ohne weitere Begründung aus. Die mit je 10 000 Dollar (12 900 Franken) dotierten Preise für herausragende Leistungen im Journalismus sowie in Kunst und Kultur sind nach ihrem Stifter, dem Journalisten und Verleger Joseph Pulitzer (1847-1911), benannt.
Dienstag
18.04.2006