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Montag
14.06.2021

Medien / Publizistik

Das mutig gefilmte Zeugnis vom Mord an George Floyd hat einen Pulitzer-Preis gewonnen...

Das mutig gefilmte Zeugnis vom Mord an George Floyd hat einen Pulitzer-Preis gewonnen...

Vor dem Weekend sind in New York die Gewinnerinnen und Gewinner der Pulitzer-Preise bekannt gegeben worden. Nicht im Rahmen einer Gala, sondern über Zoom.

Der Corona gezollte Stil ist dabei auch symbolisch zu deuten. Immer mehr Menschen würden in die Parallelwelten der sozialen Medien «abdriften» und verschlössen sich konventioneller Berichterstattung, meinte Mindy Marqués vom Jury-Board in ihrer Youtube-Botschaft.

Weiter meinte die Vizepräsidentin und Executive Editor der Zeitung «The Miami Herald», die Covid-Pandemie, die «Black Lives Matter»-Proteste und die Präsidentschaftswahlen samt Sturm auf das Kapitol hätten die Journalisten im zurückliegenden Jahr «an ihre Grenzen gebracht wie selten».

Zwar sei die Bedeutung der Presse für die Demokratie nie offensichtlicher gewesen, doch die Herausforderungen für Reporter waren auch noch nie grösser. Konkurrenz erwächst vor allem mit den millionenfach geteilten Handy-Filmchen von Augenzeugen, die bei einem Geschehen ihr ungefiltertes Zeugnis ins Netz stellen.

Gleichzeitig habe die Aggression gegen Reporterinnen und Reporter ein noch vor Kurzem undenkbares Niveau erreicht, angefeuert durch eine Regierung, die die Medien zum «Feind des Volks» erklärt habe, meinte die Jury. Viele Kollegen hätten sich für ihre Arbeit deshalb in Lebensgefahr gebracht.

Diese Umstände sind bei der Preisvergabe nicht vergessen gegangen. Die meisten Preise gingen an Berichte zu «Black Lives Matter», angefangen mit einem Sonderpreis für Darnella Frazier. Die damals 17-Jährige hat sich mutig nicht davon abhalten lassen, die Ermordung von George Floyd mit ihrem Handy zu filmen.

Eine weitere Tendenz sind Reportagen von Gruppen anstelle von Star-Journalisten. Rechercheverbünde, oft auch unter Beteiligung von Non-Profit-Organisationen, machen den grossen Zeitungen, Magazinen und Agenturen ihr einstiges Monopol auf die Pulitzer-Preise immer mehr streitig. So wurde ein Team von Reuters für seine Untersuchung eines obskuren Gesetzes ausgezeichnet, das gewalttätige Polizisten vor Verfolgung schützt. Eine Gruppe von Reportern, unter anderem vom Marshall Projekt und dem Invisible Institute, bekam einen Preis für ihre Arbeit zu Verletzungen durch Polizeihunde.

Anwärter für die 1917 vom Verleger Joseph Pulitzer gestifteten Preise, die auch als Oscar für die Medien gelten, werden jährlich von der Pulitzer-Journalisten-Schule an der New Yorker Columbia-Universität ermittelt. In der Jury sitzen US-amerikanische Journalistinnen und Verleger.