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Sonntag
13.07.2025

Digital

 Prestigeobjekt Radicant von der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) erhielt nur Top-Ratings: SRF-«Kassensturz», moneyland.ch, «Bilanz», finanzen.ch...   (Bild: Screenshot/Radicant)

Prestigeobjekt Radicant von der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) erhielt nur Top-Ratings: SRF-«Kassensturz», moneyland.ch, «Bilanz», finanzen.ch... (Bild: Screenshot/Radicant)

Die Radicant Bank AG hat sich als die erste nachhaltige digitale Bank in der Schweiz positioniert.

Erst 2021 gegründet, erhielt die Tochter der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) im Mai 2022 die Banklizenz von der Finanzmarktaufsicht (FINMA). Nun droht nach einem grossen Abschreiber auch eine PUK.

Am 3. Juli kündigte die staatliche Online-Bank eine Wertberichtigung sowie personelle Veränderungen an: Es geht um 105,5 Millionen Franken, welche die BLKB «auf ihre Beteiligung an der radicant holding ag vornimmt», wie sie bekanntgab. Bei der technologiegetriebenen Finanzdienstleisterin habe es Probleme mit der Integration des Treuhandgeschäfts gegeben.

BLKB-CEO und Leiter der Geschäftsleitung John Häfelfinger habe sich entschieden, «die BLKB per Ende März 2026 zu verlassen»; Bankrats-Präsident Thomas Schneider stelle «sein Amt per Mitte 2026 zur Verfügung».

Was war passiert: Im vergangenen Oktober wurde noch der Zusammenschluss der Radicant und der Numarics AG bekannt gegeben. Das Treuhand-Fintech 2020 von Kristian Kabashi und Dominique Rey gegründet, kombiniere KI und die Expertise von zertifizierten Wirtschaftsprüfern und Treuhändern, wie die Radicant damals mitteilte. «CEO des zusammengeschlossenen Unternehmens soll der bisherige CEO von radicant, Anton Stadelmann, werden.»

Es sei beabsichtigt, «dass ein sechsköpfiger Verwaltungsrat zu gleichen Teilen von radicant und Numarics bestimmt wird».

Als Verwaltungsratspräsident des neuen Smart-Banking-Unternehmens ist Marco Primavesi vorgesehen, der auch im BLKB-Bankrat sitzt und den VR der Radicant präsidiert.

Das Startup Numarics beschäftigt nach eigenen Angaben 80 Mitarbeitende in der Schweiz und in Kosovo. Mitte 2023 spülte es in einer Finanzierungsrunde 10 Millionen Franken von UBS Next (Fintech-Portfolio von UBS), FiveT Fintech, Founderful und Seed X in die Kassen. Die «Bilanz» sah das Startup letztes Jahr noch als eine der zehn innovativsten Firmen in der Schweiz.

Neben einer Umsatzsteigerung zielte man auf die Verbreiterung der Investorenbasis von Radicant und peilte den «Breakeven in 2027/2028» an. «Neben der massgeblich bleibenden BLKB beteiligen sich die bisher in Numarics investierten Venture-Capital-Firmen Founderful, FiveT, Seed X, Davidson Capital und die UBS auch am neuen Unternehmen.»

Tempi passati: Die Landräte Peter Riebli (SVP), Manuel Ballmer (GLP) und Marco Agostini (Grüne) fordern nun die Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK).

«Bereits bei der Lancierung der digitalen Nachhaltigkeitsbank Radicant im Jahr 2021 bestanden grosse Zweifel. Parlamentarier, Medien und Fachleute äusserten früh kritische Fragen zur Tragfähigkeit des Geschäftsmodells, zur Staatsgarantie der Tochtergesellschaft sowie zur Risikosteuerung», erklärten die Politiker. «Doch weder der Regierungsrat noch die zuständigen parlamentarischen Aufsichtsgremien reagierten angemessen. Im Gegenteil: Das Projekt wurde gegen alle Warnungen mit Steuergeldern und politischer Rückendeckung vorangetrieben.»

Am Freitag gab der Bankrat der Basellandschaftlichen Kantonalbank nach einer Feuerwehrübung nun die Einsetzung des Beratungsunternehmens gw&p ag Schweiz bekannt.

Es soll, «die Umstände, Ereignisse und Abläufe beurteilen, die im Zusammenhang mit den am 3. Juli 2025 angekündigten Wertberichtigungen auf die Beteiligung an der radicant holding ag stehen und in der Periode vom 1. September 2024 bis 3. Juli 2025 stattfanden».