Content:

Samstag
08.11.2003

Der Lausanner Medienkonzern Publigroupe hat eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die den Vermarktungsmarkt der elekronischen Medien analysieren soll. Stefan Staub, ehemaliger CEO der Publigroupe-Tochter Publimag, ist mit dem Dossier betraut worden. Bereits wurden erste Gespräche in der Vermarktungsbranche geführt, wie Hanspeter Rohner, CEO der Publigroupe, dem Klein Report auf Anfrage bestätigte. Wieso die plötzliche strategische Kehrtwende des Konzerns, wo man sich doch noch vor wenigen Monaten dezidiert für den Schweizer Printmarkt ausgesprochen hat?

«Immer im Herbst machen wir unsere strategischen Analysen bei der Publigroupe. Dabei sind wir unter anderem zum Schluss gekommen, dass das neue RTVG-Gesetz zu einer völligen Internationalisierung der Schweizer Medienlandschaft führen könnte. Und derzeit liegen die Mehrheiten im Parlament zugunsten des neuen RTVG», erklärte Rohner. «Der Einstieg in den Markt der elektronischen Vermarktung ist eine Option für uns. Die Projektgruppe soll bis im 2. Quartal, April, Mai, nächsten Jahres, zur Entscheidungsfindung beitragen. Dann sehen wir, ob wir das machen oder bleiben lassen.»

Sollte das neue Mediengesetz alle politischen Hürden nehmen, dann würden in Zukunft die Einstiegsmöglichkeiten von ausländischen Firmen bei Schweizer Medienunternehmen auch auf der Anbieterseite - sprich Verlegerseite - erleichtert. Pikanterweise können sich ausländische Firmen aber bereits heute an Vermarktungsfirmen mehrheitlich beteiligen oder sie eben besitzen. Zudem kann eine Beteiligung eines Ausländers - zum Beispiel an einem Schweizer Radio - schon heute recht hoch ausfallen, wenn das ausländische Land der Schweiz Gegenrecht einräumt - siehe die Beteiligung der französischen Gruppe NRJ am Zürcher Lokalradiosender Energy Zürich (ehemals Radio Z, ehemals Hitradio Z). Erwähnt muss noch werden, dass in der damaligen Restrukturierungsphase der Goldbach Media auch ein Einstieg der Publigroupe als Finanzierungspartner bei der Goldbach Media erwogen wurde. Die Publigroupe hatte damals gemäss Recherchen des Klein Reports abgelehnt.

Sollte die Publigroupe mit einem jährlichen Umsatz von etwa zwei Mrd. Franken in den elektronischen Vermarktungsbereich einsteigen, dann würde man sich «nicht mit fünf bis zehn Millionen Franken Umsatz begnügen», sagte Hanspeter Rohner dem Klein Report weiter. «Falls wir das machen, dann wird das ein langfristiges Engagement.»