Der Inseratevermarkter Publicitas wird 2009 im grössten und wichtigsten Bereich «Media Sales» rote Zahlen schreiben. Der Printmedienverkauf werde «per Ende 2009 rund 700 Arbeitsplätze weniger haben als im Januar 2008; das entspricht einem Personalabbau von nahezu 40 Prozent», wie Hans-Peter Rohner, CEO der Publigroupe, in einem Interview mit Hanspeter Bürgin in der «SonntagsZeitung» einräumte.
Im mittleren und oberen Management habe es im umsatzstärksten Bereich in den letzten zwei Jahren eindeutig zu viele Wechsel gegeben, so Rohner.
Der CEO der börsenkotierten Vermarktungsfirma sieht aber für sich keine Mitschuld «durch die ständigen Strategiewechsel» des Hauses. «Wir haben 2008 den grössten Transformationsprozess in der Geschichte der Publicitas eingeleitet. Dieser Prozess ist heute weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. 2010 wird entscheidend sein. Bei der Besetzung einzelner Schlüsselpositionen hatten wir keine glückliche Hand und mussten deshalb Wechsel vornehmen. Die Strategie aber hat sich nicht verändert», erklärte Hans-Peter Rohner, was natürlich in einigen Fällen diametral zum operativen Geschäft steht, wie der Klein Report anfügen möchte.
Auch täusche der Eindruck, dass Verleger wie Peter Wanner oder Matthias Hagemann «im offenen Streit» zur P stünden, antworte er auf eine entsprechende Frage, oder dass andere Verleger sich vom Vermarkter trennen und in die Eigenregie gingen. «Wir konnten in diesem Jahr in allen Sprachregionen wichtige Verträge verlängern. Das Modell der Exklusivregieverträge ist aber nur funktionsfähig, wenn im Markt feste, transparente Preise gelten. Heute entwickelt sich der Markt unter dem wirtschaftlichen Druck klar in Richtung verhandelbarer Preise; dies erfordert neue Kooperationsabkommen mit den Verlegern», sagt Rohner.
«Haben Sie dafür noch die Zeit?», hakt Bürgin nach. «Die Branche spekuliert offen darüber, dass die Publigroupe am Abgrund steht?»
Hans-Peter Rohner: «Das kann ich in aller Deutlichkeit sagen: Solche Gerüchte entbehren jeglicher Grundlage. Sowohl das Halbjahresresultat und die entsprechende Bilanz, wie auch das zu erwartende Jahresergebnis, sind letztlich aussagekräftig genug. Publigroupe verfügt einerseits über gut gehende Geschäftsbereiche und andrerseits über ausreichend Substanz, um die Krise des grössten Bereichs durchzustehen und gestärkt daraus hervorzugehen.»
Auf die Frage, ob der Publigroupe-Konzern als Ganzes keine roten Zahlen schreibe, meinte Rohner: «Das werden wir sehen. Ob es eine rote oder eine schwarze Null wird, dazu kann und will ich jetzt keine Prognose machen.»
Im Bereich Online/Digital/Interactive usw. wüchsen die Umsätze jährlich um 25 Prozent. Das Unternehmen habe also durchaus auch erfreuliche und positive Entwicklungen zu verzeichnen. «Wir stehen auf soliden Füssen. Deshalb kann ich jetzt schon sagen, dass wir spätestens 2011 unsern Aktionären wieder mehr Freude machen werden», sagte Rohner.
Zur Frage nach der Veräusserung der Verlagsbeteiligungen, die massiv an Wert verloren haben, so die «SonntagsZeitung», meinte Rohner, es habe «sicher schon bessere Momente gegeben». «Aber je nach Konstellation und strategischer Interessenslage wird es doch noch einen vernünftigen Preis geben».
«Die Frage, ob sich der Deutschschweizer Medienmarkt national oder international konsolidiert, kann, muss sich aber nicht in Basel entscheiden», gab er als Antwort auf die Frage, ob ein ausländischer Konzern bei der Basler Zeitung einsteigen könnte, wo die P 37 Prozent hält.
Im Pressebereich ist für Rohner irgendwann der Punkt erreicht, «wo es mit Sparen allein nicht mehr geht. Kann der Trend nicht gebrochen werden, dass Content einfach gratis ist, sehe ich schwarz. Von den jetzigen Geschäftsmodellen profitiert nur Google.»
Früher war es jahrelang die Publigroupe, die von den Medien als Vermarkterin profitiert hat und zu sehr, sehr ansehnlichem Wohlstand gekommen ist. Jetzt sind es eben die «schnelleren» Internet-Konzerne, fügt der Klein Report an.
Hans-Peter Rohner sieht aber «etwas in Gang kommen», wenn er an Rupert Murdochs News Corporation oder an Springer denke. Mit dem nicht sonderlich innovationsfreudigen deutschen Axel Springer Konzern hat die Publigroupe einige Internet-Engagements, vor allem Zanox, das aber für beide börsenkotierten Unternehmen noch lange Jahre keine säulentragenden Erträge bringen wird, muss der Klein Report da schlicht ergänzen. Dann schon eher die über Jahre EBIT-starken Kreuzbeteiligungen mit der staatsnahen Swisscom, welche die Publigroupe hat.
Sonntag
25.10.2009



