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Freitag
20.10.2017

Medien / Publizistik

Die Publicom AG für Medienforschung und -beratung geht wenig zimperlich mit dem Online-Magazin, das im nächsten Jahr startet, ins Gericht. Das Medien-Startup «Republik» sei «kein Allheilmittel gegen die Medienkrise», das Sponsoring-Modell zudem «beileibe nicht einzigartig», heisst es in einem Artikel, der anlässlich einer Expertenbefragung publiziert wurde.

Das von der Publicom befragte Expertenpanel «Delphinarium» bescheinigt der «Republik» zudem keine langfristigen Überlebenschancen.

Die Publicom liess es sich nicht nehmen, einige verbale Spitzen gegen das «mit grosser Spannung» erwartete Online-Magazin zu verteilen. «Im Delphinarium I/2017 kristallisiert sich heraus, dass von ´Republik` keine Neudefinition des journalistischen Geschäftsmodells oder gar des Schweizer Mediensystems zu erwarten ist», heisst es im Publicom-Artikel, der die Auswertungen der Expertenbefragung zusammenfasst.

Dass knapp 14 000 Personen bereit waren, 240 Franken für ein Jahres-Abonnement zu bezahlen, können sich die befragten Experten nur schwer erklären, wie der zu Beginn der Woche publizierten Einschätzung zu entnehmen ist: «Noch kein einziger Artikel ist erschienen, und die inhaltliche Ausrichtung bleibt vage, von der User Experience ganz zu schweigen. Vom angekündigten Online-Magazin ´Republik` existiert einzig ihr ´Manifest`.»

Die insgesamt 23 befragten Experten sehen die Daseinsberechtigung der «Republik» in der aktuellen Skepsis gegenüber etablierten Medien: 18 von ihnen glauben, dass das Online-Magazin vom Misstrauen in etablierte Medien (eher) profitiert: «Während das Experten-Panel der Einschätzung weitgehend zustimmt, dass ´Republik` von der aktuellen Medienverdrossenheit profitiere, lehnt ein fast ebenso grosser Teil des Panels aber die Aussage ab, dass ´Republiks` Relevanz sich einzig aus dem Misstrauen ins Establishment speise», schreibt Publicom dazu.

Düster sind auch die Zukunftsaussichten, die dem Online-Magazin von den befragten Experten bescheinigt werden. Nur jeder Sechste glaubt, dass die «Republik» länger als fünf Jahre überlebt. Jeder vierte aus dem Panel glaubt nicht an ein Fortbestehen über die «durch das Startkapital gesicherten» ersten zwei Jahre hinaus, während ungefähr ein Drittel eine Überlebenszeit zwischen drei und fünf Jahren prognostiziert.

Dennoch gelangt Publicom schliesslich zu folgendem Fazit: «Die Delphinarium-Experten stehen dem Projekt wohlwollend gegenüber und wären wohl, wie das Gros der Schweizer Medienschaffenden, froh, wenn endlich mal eine Erfolgsstory aus dem Mediensystem zu vermelden wäre.»