Dramatische Tage bei der Publicitas: Die schlingernde Vermarkterin musste in den vergangenen Tagen Fragen zu Liquiditäts- und Geldflussproblemen beantworten. Einer ihrer Grosskunden, der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB), hat die Publicitas diese Woche an einen Tisch zitiert.
Mitte dieser Woche trafen sich der abtretende CEO Schweiz von Publicitas, Wolfgang Schickli, und Philipp Marquard, Leiter Media MGB, nicht zum «üblichen, normalen Jahresgespräch», sondern zur harten Aussprache bezüglich Delkredere. Der MGB-Topmann kam nicht alleine, sondern wurde von zwei Juristen sekundiert.
Was war passiert? Nach Informationen des Klein Reports hat Publicitas ihr einbezahlte Kundengelder nicht termingerecht an Verlagshäuser weitergeleitet. Die Migros habe nämlich diesbezüglich Fragen und Klagen von Verlegern erhalten, vor allem auch von einigen kleineren Verlagshäusern. Dazu muss man wissen, dass in der Branche Grossverlage bevorzugt behandelt werden. Und: Der orange Riese will keine negativen Schlagzeilen, falls sich die Lage weiter zuspitzen sollte.
Tage davor antwortete Marquard noch auf die Frage des Klein Reports, ob es stimmt, dass der Gesprächstermin mit Publicitas in Zusammenhang mit Zahlungsverzögerungen bei Printrechnungen steht: «Ihre Information ist korrekt, dass wir uns diese Woche mit der Publicitas treffen werden.» Dabei handle es sich um ein «traditionelles Treffen», das jährlich stattfinde, wiegelte er ab.
Auch P-Chef Wolfgang Schickli sprach im Vorfeld gegenüber dem Klein Report von einem «üblichen Jahresgespräch zwischen Gesprächspartnern». Zudem wolle man die Partner der Publicitas «proaktiv über die aktuelle Situation informieren».
Der Klein Report hat bei einem kleineren Verlag, dem Fridolin Druck und Medien, nachgefragt, ob es zu Zahlungsverzögerungen gekommen ist. Geschäftsleiterin Maya Ziegler-Bodmer weichte aus: «Als eigenständiger und unabhängiger Verlag in Privatbesitz nehmen wir zu Ihren Fragen keine Stellung», so Ziegler-Bodmer kurz angebunden.
Dass es vermehrt zu Reklamationen gekommen ist, weil sich der Zahlungsfluss zwischen Auftraggebern wie der Migros an die Publicitas und der Publicitas an die Verleger verzögert habe, kann Wolfgang Schickli «so nicht nachvollziehen».
Vor dem Gespräch mit dem Leiter Media MGB Philipp Marquard meinte Schickli zum Klein Report auch noch: «Wir stellen jedoch fest, dass sich das Zahlungsverhalten teilweise - aber definitiv nicht von der Migros - massiv verschlechtert hat. Im Bereich der Vermittlung erhält die Publicitas am Schluss das Geld. Da wir für unsere Regie-Partner das Delkredere übernehmen, müssen wir immer mehr in die Vorleistung gehen, was dann teilweise zu Verzögerungen führen kann.»
Im Hinblick auf 2017 sollen deshalb «die Verträge im Bereich der Vermittlung entsprechend angepasst und mit Grosskunden neue Varianten geprüft werden», erklärte Wolfgang Schickli.