Das Durcheinander im Konkursverfahren der Publicitas AG ist komplett: Die vielen betroffenen Verleger, die Thalos Investment S.A., Tamedia und das Konkursamt Aussersihl-Zürich führen dieser Tage diverse Gespräche darüber, bei wem überhaupt welche Rechnungen bezahlt werden müssen.
«Unser Mail läuft derzeit heiss, täglich kommen dutzende Anfragen, die zu beantworten sind», erklärte Notar-Stellvertreter Marco Lucchinetti vom Konkursamt Aussersihl-Zürich am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Seit der Konkurseröffnung am 11. Mai seien weit über 700 Anfragen von verunsicherten Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern der Publicitas beim Amt eingegangen. «Auch wir als grosses Amt laufen da auf dem Zahnfleisch», so Lucchinetti offen.
Die Verunsicherung bei den ehemaligen Publicitas-Kunden ist deshalb so gross, weil sie gleich von mehreren Seiten Rechnungen oder Zahlungsaufforderungen erhalten. Neben dem Konkursamt, das zuletzt im Juli einen Teil der bis anhin noch nicht fakturierten Debitorenforderungen für den Zeitraum 2. bis 11. Mai in Rechnung gestellt hat, verschickte beispielsweise auch Thalos direkt Mahnungen für offene P-Forderungen.
Nach Recherchen des Klein Reports empfehlen mehrere Verlage ihren Kunden, die von der Thalos Investment verschickten Mahnungen nicht zu bezahlen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass offene Rechnungen im Zusammenhang mit Dienstleistungen der Publicitas mehrfach bezahlt werden.
«Die Debitoren liegen brach, weil alle verunsichert sind», erklärte Marco Lucchinetti dem Klein Report. Es sei davon auszugehen, dass es Millionen sind, die deshalb im laufenden Konkursverfahren noch brachliegen. «Wir versuchen weiterhin, das Chaos in geordnete Bahnen zu lenken.»
Diverse Gespräche zwischen Verlegern, Konkursamt und den beiden Zessionaren Thalos und Tamedia sollen dazu führen, dass sich die Beteiligten endlich auf ein Verfahren für das Inkasso einigen können. Laut Marco Lucchinetti wäre eine gemeinsame Kommunikation dazu ideal, damit die Debitoren wissen, wo sie bezahlen müssen.
«In den nächsten zwei Wochen führen wir wieder Gespräche mit den Verlagen. Dann wissen wir mehr und kommunizieren, in welche Richtung es geht», führte der Notar-Stellvertreter vom Konkursamt Aussersihl-Zürich schliesslich aus.