Nach der genauso überraschenden wie plötzlichen Übernahme der Publicitas durch das Management um CEO Joerg Nuernberg und CFO Carsten Brinkmeier herrscht Unsicherheit rund um die Werbevermarkterin: Gegenüber dem Klein Report erklärt Joerg Nuernberg, wie Publicitas wieder in die schwarzen Zahlen kommen will.
«Wir sehen in der Publicitas ein Unternehmen mit grossem Potenzial. Die Produkte und Services sind überzeugend und die Mitarbeiter sind ein Garant für 110 Prozent Qualität für Verleger und Kunden», erklärt Nuernberg zunächst, was ihn und Brinkmeier dazu bewogen hat, per Management-Buy-out die Publicitas zu übernehmen.
Letzte Woche wurden bereits Massnahmen eingeleitet, um Lohnkosten der Mitarbeitenden zu reduzieren, wie der Klein Report berichtete. Einen allfälligen Liquiditätsengpass dementiert Joerg Nuernberg allerdings: «Wir haben kein Cash-Problem, sondern ein Ergebnisthema. Deshalb werden wir unsere Kostenstruktur konsequent den Marktgegebenheiten anpassen. Da, wo wir effizienter werden können, werden wir dies auch umsetzen», erklärt der Publicitas-CEO.
Heisst das, dass nächstens auch erste Kündigungen ausgesprochen werden müssen? - «Die Effizienzmassnahmen, die wir uns für 2017/18 vorgenommen haben, sind bereits zu grossen Teilen angestossen. In einem Markt, der sich im 15-Minutentakt ändert, sind kategorische Aussagen jedoch nicht möglich», kann Nuernberg weitere Sparmassnahmen nicht vollständig ausschliessen.
Support-Prozesse wie Accounting, Auftragsabwicklung und andere administrative Prozesse sollen weiter sukzessiv nach Bratislava ausgelagert werden. Davon könnten auch die geschätzten 200 Mitarbeitenden, die derzeit in Zürich arbeiten, betroffen sein: «Wenn wir Ressourcen reduzieren müssen, dann als Reaktion auf verändernde Marktanforderungen. Das schliesst weitere Verlagerungen in das 2015 gegründete SSC in Bratislava ein», sagt der Publicitas-CEO.
Per Schreiben wurde den Mitarbeitenden in der Schweiz bereits angeboten, ihre Arbeitspensen zu reduzieren. Eine Sparmassnahme, die gemäss Nuernberg bereits erfolgreich war: «Der Spirit der Mitarbeitenden ist gross und das Angebot wurde rege wahrgenommen. Natürlich gab es auch kritische Stimmen oder Unsicherheiten, aber mehrheitlich war das Feedback positiv.»
Nun will das Publicitas-Management sich wieder in eine stabile, profitable Richtung bewegen, um weitere Unsicherheiten unter den Mitarbeitenden zu verhindern: «Im 2017 wollen wir eine schwarze Null schaffen. Das steht im Vordergrund und das sind wir unseren Mitarbeitern, Verlegern und Kunden schuldig», verspricht Nuernberg.
«Wir bauen unser Digitalgeschäft konsequent aus, um dem Printrückgang entgegenzutreten. Wir werden aber auch spannende Produkte im Printbereich im 2017 lancieren. Haben wir das alles geschafft, sehen wir weiter», beschreibt Joerg Nuernberg abschliessend den Weg, den das Publicitas-Management nun einschlagen will.