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Montag
16.08.2010

Per 1. September übergibt Fredy Collioud die Publicis-Geschäftsführung an Curdin Janett. Im Interview mit dem Klein Report erklärt der abtretende CEO, warum er sich auch künftig mindestens in einem 50-Prozent-Pensum der Agentur widmen wird. Eine erneute Rückkehr als CEO schliesst er dieses Mal aber kategorisch aus.

Klein Report: Warum erfolgt Ihr Rücktritt als Publicis-CEO gerade jetzt?
Fredy Collioud: Der Zeitpunkt ist ideal. Ein ausgezeichneter Nachfolger mit einem jungen, motivierten Managementteam steht bereit und ich habe mit 64 Jahren ein Alter erreicht, in dem man sich mit der Nachfolgeregelung befassen sollte. Im Weiteren hat sich die Wirtschaftslage spürbar verbessert, die Agentur ist sehr gut unterwegs und hat erneut wichtige Mandate gewonnen. Deshalb kann ich die Geschäftsführung mit gutem Gefühl übergeben. In der schwierigen Phase 2008 / 2009 wäre ein Rücktritt nicht angebracht und schon fast feige gewesen.

Klein Report: Erfolgt die Umfirmierung in «Publicis Communications Schweiz AG» bewusst gleichzeitig mit Ihrem Rücktritt?
Collioud: Nein. Mit der Umfirmierung zeigen wir gegen aussen, was wir intern schon umgesetzt haben. Wir wollen im Markt als die vielseitige, voll integrierte Kommunikationsgruppe wahrgenommen werden, die wir in den letzten Jahren geworden sind.

Klein Report: Ihr Nachfolger Curdin Janett arbeitet seit Januar 2008 als Managing Partner bei Publicis. Hatten Sie ihn schon damals als künftigen Nachfolger ins Auge gefasst?
Collioud: Wenn man den CEO von McCann Erickson in die eigene Agentur holt, ist es natürlich eine Option, dass er dereinst der neue CEO wird. Janett hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren bei Publicis sehr bewährt. Er hat eine beeindruckende Leistungsbilanz, zeichnet sich als Bündner durch seine Sprachgewandheit aus und ist bei Kunden wie in der Agentur sehr beliebt. Mit 40 Jahren hat er auch das richtige Alter, eine Agentur zu führen. Ich war auch 40, als ich 1986 als Geschäftsführer bei Publicis (damals noch Farner) einstieg.

Klein Report: In welchen Funktionen bleiben Sie Publicis erhalten?
Collioud: Als Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates. Zudem werde ich gewisse Kundenbeziehungen weiter pflegen. Ich rechne damit, mich ab September in einem 50-Prozent-Pensum der Agentur zu widmen.

Klein Report: Welche anderen Zukunftspläne haben Sie?
Fredy Collioud: Ich werde es geniessen, mehr Zeit für Privates zu haben. Ich reise gerne, ich koche gerne. Und ich möchte meinen kulturellen Nachholbedarf stillen und wieder häufiger ein Buch zur Hand nehmen.

Klein Report: Sie sind 2007 als CEO zu Publicis zurückgekehrt. Schliessen Sie dieses Mal ein weiteres Comeback aus?
Collioud: 2007 sah ich als Verwaltungsratspräsident, wie sich die zuvor getroffene Nachfolgeregelung im Geschäftsalltag nicht bewährte. Es hat sich im Nachhinein als richtig erwiesen, dass ich handelte und die CEO-Verantwortung wieder übernahm. Dieses Mal schliesse ich eine erneute Rückkehr als CEO definitiv aus. Ich habe grosses Vertrauen in meinen Nachfolger.

Klein Report: Sie haben Publicis zur grössten Schweizer Agentur aufgebaut. Wie muss sich die Agentur künftig ausrichten, um diese Position zu halten?
Collioud: Die Agentur ist gut positioniert. Mit Publicis Werbeagentur, Publicis Modem, Publicis Dialog und Optimedia sind wir als einzige Schweizer Agentur in allen Kommunikationsbereichen im relevanten Ausmass unter einem Dach tätig. Ich bin mir zudem sicher: Die Publicis wird künftig durch mehr Kreativambitionen auffallen. Anders als während der Krise werden wir wieder vermehrt Möglichkeiten erhalten, überraschende und freche Ideen umzusetzen.

Mehr dazu: Fredy Collioud übergibt Publicis-Geschäftsführung an Curdin Janett und So will die Werbeagentur Publicis die Marke UBS wieder aufbauen - im Dezember 2007: Martin Denecke geht zu Publicis: «Ideale Besetzung»