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Sonntag
10.07.2016

TV / Radio

Der Prozess im bisher einzigen Strafverfahren gegen den amerikanischen Entertainer Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs soll stattfinden. Das entschied ein Richter in Norristown im US-Bundestaat Pennsylvania.

«Ich bin gewillt, das Ganze weitergehen zu lassen», sagte Richter Steven O'Neill nach einer dreistündigen Anhörung. Die Anwälte des US-Schauspielers der «Bill Cosby Show» hatten zuvor vergeblich versucht, den Prozess doch noch zu verhindern. Staatsanwalt Kevin Steele hatte sich erneut für eine Prozessaufnahme ausgesprochen.

Cosbys Anwälte argumentierten, dass die Aussagen der betroffenen Frauen viele Jahre alt seien. Sie wollten eine erneute Aussage erwirken oder erreichen, dass die Vorwürfe fallen gelassen werden.

Richter O'Neill machte jedoch deutlich, dass nach den Vorschriften im US-Bundesstaat Pennsylvania die Betroffenen nicht zu einer ersten Anhörung erscheinen müssten und auch die älteren Aussagen für den Prozess genutzt werden könnten: «Wir haben genug für einen Prozess», sagte Staatsanwalt Steele. «Die Gerechtigkeit ist zu lange hinausgezögert worden. Wenn ich könnte, würde ich morgen eine Jury auswählen und den Fall voranbringen.»

Cosbys Anwälte sind naturgemäss anderer Meinung und teilten deshalb mit: «Heute ist auf den verfassungsmässigen Rechten eines Mannes, der so vielen so viel gegeben hat, herumgetrampelt worden.» Cosby, der auch vor Gericht erschienen ist, äusserte sich nicht.

Die Anhörung war der jüngste Versuch von Cosbys Verteidigern, den drohenden Prozess doch noch abzuwenden. Mit seinem Entschluss hielt Richter O'Neill eine Entscheidung einer Richterin von Ende Mai aufrecht, nach der die ehemalige Universitätsangestellte, die Cosby Missbrauch vorwirft, vor einem Prozess nicht erneut aussagen muss.

Die Frau wirft dem Entertainer und früheren Liebling der Massen vor, ihr 2004 Tabletten verabreicht und sie dann in seinem Haus sexuell belästigt zu haben. 2006 hatten sich beide Seiten schon einmal aussergerichtlich geeinigt, dann rollte der Bezirksstaatsanwalt Steele den Fall jedoch noch einmal auf. Die frühere Universitätsangestellte ist inzwischen 43 Jahre alt und lebt wieder in ihrer kanadischen Heimat.

Insgesamt werfen mehr als 50 Frauen Cosby sexuellen Missbrauch vor. Die mutmasslichen Fälle liegen teils Jahrzehnte zurück. Über seine Anwälte hat der US-Schauspieler die Vorwürfe bisher meist zurückweisen lassen. Dutzende von Frauen haben gegen Cosby Zivilverfahren angestrengt.