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Montag
23.02.2004

Der italienische Premierminister Silvio Berlusconi macht in Sachen Eigenwerbung vor nichts halt: In seiner Funktion als Präsident des italienischen Fussballvereins AC Milan hat sich der Regierungschef live in die Sportsendung «Domenica sportiva» des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RAI 2 eingeschaltet und damit massive Proteste ausgelöst. Während der Sendung gab Berlusconi dem Vereinstrainer Carlo Ancelotti während 20 Minuten per Telefon taktische Anweisungen, wobei sich zum Sport auch Politik mischte: Er müsse «mehr wagen» und künftig «zwei Stürmer» einsetzen, sagte Berlusconi und verwies auf seine persönliche «Philosophie» eines schönen Spiels.

Trotz später Stunde griff die Chefin des Fernsehsenders, Lucia Annunziata, zum Telefonhörer, und forderte den Ministerpräsidenten auf, «die Sendezeit nicht zu blockieren, die nicht für Politik vorgesehen» sei. Berlusconi solle «RAI in Frieden lassen». In mehreren Tageszeitungen wurde Berlusconi am Montag attackiert. Indem er seine «Siegesphilosophie» vorgestellt habe, habe er den Wahlkampf für die Europawahl sowie Teilwahlen in Italien eröffnet. Berlusconi kontrolliert indirekt oder direkt bereits 90% des italienischen Fernsehens. Als Regierungschef hat er auch einen gewissen Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RAI.