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Dienstag
05.08.2003

Deutschlands grösster TV-Konzern ProSiebenSat.1 wird nun doch an den US-Milliardär Haim Saban verkauft. Der Gläubiger-Ausschuss der insolventen KirchMedia votierte am Dienstagnachmittag einstimmig für die Offerte Sabans. Das teilte ein KirchMedia-Sprecher in München mit. Saban würde damit zum ersten ausländischen Grossinvestor auf dem deutschen Fernsehmarkt. Über den Kaufpreis wurde zunächst nichts mitgeteilt, zuletzt war ein Betrag von gut einer Milliarde Euro genannt worden. Zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehören die Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24. Der Konzern kam zuletzt auf einen Umsatz von knapp 2 Mrd. Euro.

Bei seinem ersten Übernahmeversuch hatte Saban den Zuschlag für ProSiebenSat.1 und für den Filmrechtehandel der zusammengebrochenen KirchGruppe erhalten. Diesmal bot er nur für die Sender-Kette, was den Abschluss erleichterte. Nach Angaben der KirchMedia wird mit dem Closing, also dem endgültigen Abschluss, schon in den nächsten Tagen gerechnet, da das Kartellamt bereits im April zugestimmt hat und die meisten Details schon beim ersten Übernahmeversuch geklärt wurden: Da Saban in Deutschland bislang nicht aktiv ist, sahen die Wettbewerbshüter keine Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung des neuen Besitzers.

Ein in letzter Minute eingereichtes Konkurrenzangebot der Beteiligungsgesellschaft Apax wurde von den Gläubigern am Dienstag abgelehnt.

Saban bot nach Angaben aus Bankenkreisen 7,50 Euro je Stammaktie. Zusammen mit fünf Investmenthäusern wolle er zunächst für 525 Millionen Euro 36% des gesamten Aktienkapitals erwerben. Mit diesem ersten Schritt würde Saban 72% der Stimmrechte besitzen. In einem zweiten Schritt will Saban den Angaben zufolge weitere 14,5% Stammaktien von der Kirch-Tochter Taurus kaufen. Der Preis dafür soll bei etwa 200 Millionen Euro liegen. Für eine Kapitalerhöhung sind demnach weitere 280 bis 300 Millionen Euro vorgesehen. Entgegen früheren Angaben aus Verhandlungskreisen wird Saban selbst sämtliche Stammaktien der KirchMedia übernehmen. Dabei wird er von US-Finanzinvestoren finanziell unterstützt. Die Investoren würden aber keine Anteile übernehmen, hiess es in Verhandlungskreisen. Den freien Vorzugsaktionären will Saban laut Branchenkreisen ein Pflicht- Übernahmeangebot machen.

Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» vom Dienstag will Saban die Sendergruppe zunächst gemeinsam mit dem Springer-Verlag betreiben. Springer als zweitgrösster Aktionär solle künftig mindestens 10% der Anteile von ProSiebenSat.1 halten. Zudem sei ein zweiter Sitz im Aufsichtsrat für Springer vorgesehen, den der frühere ZDF-Intendant und heutige Herausgeber der Tageszeitung «Die Welt», Dieter Stolte, einnehmen soll. Alles zum Bieterrennen um die KirchMedia im Archiv