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Dienstag
17.06.2003

Der Unmut der Kleinaktionäre hat die Stimmung auf der Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media AG getrübt. Mehrere Anteilseigner nutzten das Aktionärstreffen am Montag in München zu scharfer Kritik am Vorstand. Was das Unternehmen nach dem geplatzten Einstieg von US-Medienmilliardär Haim Saban als so genannten Plan B präsentierte, sei eine «Notlösung» und «Flickschusterei», bemängelten sie vor knapp 400 Aktionären in erbosten Statements. Daniela Bergdold von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz monierte, die «unsicheren Zeiten» für das Unternehmen gingen weiter. Der ProSiebenSat.1-Vorstand und die Kirch-Sanierer müssten sich fragen lassen, ob sie bei der Suche nach einem neuen Investor nicht «ganz entscheidende Fehler» gemacht hätten. Der Vorstandschef der ProSiebenSat.1 Media AG, der Schweizer Urs Rohner, verteidigte mutig die Vorhaben des Managements und sagte, die Gläubigerbanken und KirchMedia, die die Kapitalerhöhung je zur Hälfte tragen wollen, seien «verlässliche» Partner.

Doch auch die von den Grossaktionären vorgelegte Liste für die Neuwahlen zum Aufsichtsrat erzürnten die Gemüter vieler Kleinanteilseigner. Neu in das Aufsichtsgremium wurden unter anderen KirchMedia-Insolvenzverwalter Michael Jaffé, Sanierungsberater Hans-Joachim Ziems und das Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky, gewählt. Der frühere RTL-Chef Helmut Thoma, der ursprünglich für das Kontrollgremium vorgeschlagen war, stand überraschend nicht mehr zur Wahl. Ein Umstand, den der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, Klaus Schneider, mit den Worten kritisierte, der Aufsichtsrat sei künftig durchweg mit Sanierungsfachleuten bestückt, denen es an «Branchenkenntnis» fehle. Es seien Zweifel angebracht, ob von einem solchen Gremium «unternehmerische Visionen» und «Impulse» für die Zukunft ausgehen könnten. Mehr zur Hauptversammung unter Wieder schwarze Zahlen bei ProSiebenSAT.1?