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Montag
03.10.2022

TV / Radio

So entspannt (Ironie) reagierte Richard David Precht auf Melanie Ammann, die ihn auf fehlende Fakten, seltsame Einordnungen und real existierende Medienmechaniken hinwies…  (Bild: Twitter-Account)

So entspannt (Ironie) reagierte Richard David Precht auf Melanie Ammann, die ihn auf fehlende Fakten, seltsame Einordnungen und real existierende Medienmechaniken hinwies… (Bild: Twitter-Account)

Markus Lanz, dessen Podcast mit seinem Kumpel Richard David Precht auf dem ZDF mit allen Kanälen beworben wird, hat zum Medientalk eingeladen.

«Wir kennen uns ganz gut, deshalb duze ich dich» – mit dieser Einleitung überlässt Lanz dem Bestsellerphilosophen die Bühne, um einmal mehr atomare Endzeitszenarien vorgesetzt zu kriegen: «So nah an einer atomaren Eskalation sind wir seit der Kuba-Krise wahrscheinlich nicht mehr gewesen.» Und Lanz, statt Melanie Amann und Robin Alexander das Wort zu geben, reicht den Ball an Harald Welzer weiter: «Wie schauen Sie denn darauf?» Und Welzer antwortet darauf nur mit Zitaten von sich selber. So bleibt das atomare Schreckensszenario von Richard David Precht unkommentiert.

Die Sendung wirft riesige medialen Wellen, hier nur eine kurze Twitter-Zusammenfassung des Klein Reports: Viele Prominente melden sich zu Wort, unter anderem Rainer Schulze, der in Richard David Precht den «Indikator für das triste Niveau, auf dem so manche Debatten in D-Land geführt werden», zu erkennen meint.

Der bekannte Medienkritiker Stefan Niggemeier (Uebermedien) weist Precht und Welzer grobe Fehler in deren Einschätzung der Klickraten nach. Die Mainzer Langzeitstudie «Medienvertrauen» stellt fest, dass sich der Anteil derjenigen, die den Medien vertrauen, seit 2008 verdoppelt hat.

Es ist also kein totaler Vertrauensverlust zu erkennen, so wie Precht dies in der Sendung «wissenschaftlich» behauptet. Ein besonderer Moment in der Sendung war, als Precht Melanie Amann zurechtwies und meinte, sie verstünde halt nicht, wovon er schreibe.

Diesen Vorwurf machte er auch an Robin Alexander, der sehr ruhig, aber bestimmt an einem Punkt meinte, dass Precht wohl vergessen hätte, was er selbst drucken liess. Ein Twitter-User meint dazu: «Das Problem ist doch, dass weisse akademisierte Männer nicht zu viel, sondern zu wenig Widerspruch erfahren – im Job, an der Uni, im öffentlichen Raum. Deswegen sind #Precht & Co so empört, wenn es mal nicht heisst: ‚Jawoll Herr Doktor‘ oder ‚Natürlich, Herr Professor‘». (Tweet von Paul Starzmann, 1. Oktober 2022).

Ein anderer Tweet vergleicht Precht mit den Fernsehpredigern und meint, der Philosoph solle doch nur noch Fernsehphilosoph genannt werden.

Der Klein Report ist über den Hashtag #Precht amüsiert, findet den Medientalk bei Markus Lanz sehr aussagekräftig, vertraut dem Publikum und dessen Urteilskraft. Die Sendung gibt viel preis über die Eitelkeit aller in den Medien präsenten Menschen. Sehr amüsant ist immer wieder, dass mediengewaltige Männer sich beklagen, medial nicht gehört zu werden. Ihnen empfiehlt der Klein Report einen «Reality-Check».