Content:

Dienstag
04.05.2010

Unter dem Titel «Schleusenwärter in der Krise» äussert sich der emeritierte Professor Roger Blum und Marlis Prinzing über die jüngste Entwicklung der Nachrichtenagenturen in der Schweiz. In seinem Beitrag in der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Dienstag schildert er den Hintergrund um das Fiasko der Schweizer Associated Presse (AP). Blums Fazit: Die amerikanische Agentur wäre in die Verlustzone geraten, wenn sie ihre deutsche Tochter nicht verkauft hätte.

Zur Agentur-Situation in der Schweiz schreiben die Autoren: «Mit der gegenwärtigen Struktur ist zwar die Schweizer Tradition konkurrierender Agenturen offenbar beendet; es gibt aber bereits andere Staaten mit nur einer nationalen Nachrichtenagentur, darunter Österreich, Belgien und die skandinavischen Länder.»

Auf dem internationalen Parkett spielten sich zudem Veränderungen ab, die den Agenturjournalismus komplett auf den Kopf stellen könnten. Es gehe dabei um B2B (Business-to-Business), das heisst, eine Agentur beliefert nur ihre Medienkunden, oder um B2C (Business-to-Consumer), das heisst, eine Agentur verkauft ihre Inhalte an jedermann.

Für den ehemaligen Publizistik-Professor steht fest: «Der Trend zu Gratisangeboten im Internet lässt sich kaum noch brechen. Über kurz oder lang steht wohl jede Information jedem kostenlos zur Verfügung.»

In einer Box neben dem Beitrag sagt Blum über die Zukunft des Agentur-Monopols der SDA: «Eine einzige Agentur entscheidet künftig darüber, was berichtenswert ist. Sie bestimmt, was sie als Public Relations einstuft und was von öffentlichem Interesse ist. Die Verleger und die SRG als Eigentümer der SDA können künftig alleine darüber befinden, was ihnen eine Nachrichtenagentur wert ist. Die Alleinstellung erleichtert es der SDA, den französischen und den italienischen Dienst zu sichern - beides Leistungen, die für die Schweiz staatspolitisch wichtig sind.»