Als am Dienstag der Gläubigerausschuss dem US-Milliardär Haim Saban den Zuschlag für die KirchMedia gab, atmete man bei Pro Sieben Sat.1 auf. Er sei der Wunschkandidat gewesen. Allerdings muss sich die Sendergruppe bei Saban auf einen harten Sanierungskurs einstellen, wie die «Financial Times Deutschland» am Mittwoch schreibt. Saban habe schon im ersten Bieterverfahren dem Konzern und den Sendern klare Ziele signalisiert: deutliche Steigerung der Marktanteile und Verbesserung des Werbegeschäfts. Zusätzlichen Druck dürften, so die Zeitung, auch Sabans Geldgeber ausüben. Schliesslich seien es die Finanzfirmen Hellman & Friedman, Bain, Quadrangle, Thomas H. Lee und Providence gewohnt, hohe Profitabilitätsziele durchzusetzen. Allerdings: Ein Stellenabbau sei nicht geplant, so Saban. Auch das Profil der einzelnen Sender solle erhalten bleiben.
Saban selbst erwartet den endgültigen Abschluss für den Kauf des TV-Konzerns in den nächsten beiden Tagen. Das Closing erfolge innerhalb von 48 Stunden, sagte Saban am Mittwoch bei einem Treffen mit dem Chef der Bayerischen Staatskanzlei, Erwin Huber, in München, dem er einen überraschenden Besuch abstattete. München sei schon immer seine liebste Stadt in Deutschland, sagte Saban, gewohnt lässig im hellen Anzug gekleidet. «Ich bin froh hier zu sein.» Sein erster Eindruck an diesem Tag: «Hier ist es ja heisser als in Kalifornien.»
In den nächsten Monaten wartet viel Arbeit auf Saban. Mit zur Krise beigetragen haben auch hausgemachte Fehler. Selbst beim profitablen Vorzeige-Sender ProSieben erkannte Konzernchef Urs Rohner zuletzt Fehler in der Programmstruktur. Bei Sat.1 hakte es eine Zeit lang vor allem im Vorabendprogramm. Unter dem neuen Besitzer soll die Sender-Kette zu alter Ertragsstärke zurückfinden. Im Unternehmen geht man dabei davon aus, dass Rohner vorerst noch fest im Sattel sitzt. Im Juli kam ProSieben nur noch auf einen Marktanteil von 6,4%, Sat.1 stand mit 10,2% auch nur auf dem 5. Platz. Alles zur Übernahme von Saban im Archiv
Mittwoch
06.08.2003