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Donnerstag
25.07.2024

Medien / Publizistik

In einem der umstrittenen Spendenschreiben von Pro Infirmis wirbt selbst Nationalrat Islam Alijaj um Spendengelder… (Bild: Screenshot Pro Infirmis)

In einem der umstrittenen Spendenschreiben von Pro Infirmis wirbt selbst Nationalrat Islam Alijaj um Spendengelder… (Bild: Screenshot Pro Infirmis)

Am 1. Juli 2024 hat sich «Pro Infirmis»-Direktorin Felicitas Huggenberger mit einem im persönlichen Tonfall formulierten Spendenmail an Menschen mit Behinderung in der ganzen Schweiz gewandt.

Am 5. Juli 2024 hat eine junge Dame mit dem Vornamen Salome, die sich als «Botschafterin für die #GenerationInklusion bei Pro Infirmis» bezeichnet, mit einem ebenfalls in Ich-Form verfassten Spendenmail mit «Pro Infirmis»-Logo nachgedoppelt.

Und am 13. Juli 2024 haben jene Menschen mit Behinderung, die noch keine Spende an Pro Infirmis überwiesen hatten, gar ein drittes Spendenmail erhalten, in dem die mahnenden Worte «Möchtest auch du eine inklusivere Gesellschaft mitgestalten? Dann unterstütze Pro Infirmis mit deiner Spende!» gar von SP- Nationalrat Islam Alijaj stammen.

Wie der Klein Report erfahren hat, hat die selten in dieser Intensität gesehene Spendenmailflut in Behindertenkreisen für einigen Ärger gesorgt. Denn versandt wurden die umstrittenen Spendenschreiben nicht etwa nur an Leute, die bereits früher für Pro Infirmis gespendet haben, sondern auch an Leute mit folgendem Kriterium: «Du erhältst diese E-Mail, weil du dich bei Pro Infirmis angemeldet hast.» Aus diesem Grund hat der Klein Report bei Pro Infirmis nachgefragt, wie es dazu gekommen ist.

«Die E-Mails wurden nur an Personen gesandt, die freiwillig unseren Newsletter abonniert haben», erklärt Andreas Wiederkehr, Leiter Public Fundraising bei Pro Infirmis, gegenüber dem Klein Report. «Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich jemand bei Pro Infirmis in der Beratung befindet oder befunden hat und sich auch für den Newsletter angemeldet hat. Aus Datenschutzgründen gleichen wir die Newsletter-Abonnent*innen-Datenbank nicht mit der Klient*innen-Datenbank ab», fügt er jedoch hinzu.

Zum Vorwurf, dass die Kadenz von drei Spendenschreiben in der ersten Juli-Hälfte zu hoch sei, hat Wiederkehr eine klare Meinung: «Nein: Es handelt sich um drei E-Mails aus einer Serie, die das Thema Inklusion aus drei unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.»

Jenen Menschen mit Behinderung, die sich beim Klein Report gemeldet haben wegen den ungewollten Spendenmails, ist indes noch ein anderer Punkt sauer aufgestossen. Pro Infirmis hat in ihren E-Mails konsequent die Du-Form verwendet.

Dabei seien Menschen mit Behinderung wohl jene Bevölkerungsgruppe, die sich am meisten an der Du-Form stört, weil sie möchte, dass man ihnen in Alltag auf Augenhöhe begegnet statt herablassend.

Der Klein Report hat den Spendenverantwortlichen von Pro Infirmis gefragt, ob er zumindest diese Kritik nachvollziehen kann.

«Falls sich Personen durch die Ansprache herablassend behandelt gefühlt haben, möchte wir uns entschuldigen. Wir versuchen immer, Menschen mit Behinderungen auf Augenhöhe zu begegnen. Alle Empfänger*innen des Newsletters wurden in Du-Form angesprochen», erklärte Andreas Wiederkehr dem Klein Report.

Bleibt die Frage, ob sich die Spendenmailflut wenigstens finanziell gelohnt hat. In diesem Punkt kann der Klein Report Pro Infirmis keine Details entlocken. «Wir veröffentlichen keine Zahlen zu einzelnen Spendenaktionen. Die Summe aller Spenden können Sie in unserem Finanzbericht nachlesen», antwortet Wiederkehr ausweichend.