120 Angestellte mit Präsenz, Projekten und Aktivitäten in über 98 Ländern: Pro Helvetia ist mit einem Budget von 45,8 Millionen Franken Steuergeldern nicht nur Aushängeschild der Schweiz, sondern enorm mächtig.
Die Stiftung ist unter Kulturschaffenden nicht unumstritten, weil, wie so oft in der Schweiz, über die Verteilung der Gelder die Beziehungen eine grosse Rolle spielen. Zudem kennt Pro Helvetia keine Amtszeitbeschränkung, so dass einmal in Ungnade gefallene Künstler und Künstlerinnen oder Kulturprojekte keine Chance haben, irgendwann in den Genuss der begehrten Förderung zu kommen: Die Kulturszene ist unerbittlich.
Zudem hat Pro Helvetia ein ausgesprochenes Gleichstellungsproblem in der Kultur: Männer profitieren auf allen Ebenen von öffentlichen Geldern ausgerechnet in dem Bereich, der sich ja immer so hip und links und divers gibt.
Als wären diese Probleme nicht genug, muss sich die Stiftung, besetzt mit ehemaligen Politikern wie dem Genfer Staatsrat Charles Beer, mit einer Liebesaffäre im Kader auseinandersetzen.
Es geht laut «Tages-Anzeiger» um den Direktor, Philippe Bischof. Ausgerechnet Thomas Geiser, selber vor Jahren in den Schlagzeilen bei den Solothurner Filmfesttagen und der sofortigen Freistellung der damaligen Leiterin, gibt dem «Tages-Anzeiger» Auskunft über die rechtliche Situation und meint: «Feste Regeln hierzu gibt es hier nicht.»
Pro Helvetia hält im «Tages-Anzeiger» zitierten Verhaltungskodex aber offenbar intern fest, dass «family members» «nicht beschäftigt oder mit Geld gefördert werden». Die Affäre rund um Pro Helvetia, die natürlich ein riesiger Imageverlust für die gesamte Institution ist, ist noch lange nicht ausgestanden.
Der Klein Report fühlt sich an Friedrich Dürrenmatt erinnert, der den Filz der Schweiz, also dieses engmaschige «Frère et Cochon»-Prinzip, brillant in seinen Geschichten auf den Punkt brachte.
In den USA sind diesbezüglich die Regeln streng und den neuen Vorstellungen der strikten Trennung von privat und Job angepasst. Wer auf Kaderstufe ein Verhältnis beginnt, muss die Institution verlassen und zwar alle Betroffene. Nur so ist der Ruf der Institution zu wahren, gerade wenn mehrere Millionen Steuergelder betroffen sind.