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Montag
27.10.2014

TV / Radio

Wie man weiss, ist Schweden ein Garant für gute Unterhaltung. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der grösste Gewinner des «Prix Europa» Schweden ist. Das Land heimste insgesamt drei Preise ein, plus eine lobende Erwähnung.

Der thematisch spektakuläre Dokumentarfilmgewinner «No Burqas Behind Bars» über ein Frauengefängnis in Afghanistan ist eine Koproduktion der Schweden mit Norwegen, Dänemark, Holland und Japan. Und liegt damit im Trend der internationalen Produktionen, die durch grosse Budgets hohe Qualität erreichen wollen.

Die Niederlande, in denen wie in vielen anderen europäischen Ländern die Fernsehbudgets in den letzten Jahren drastisch gekürzt wurden, beweisen mit dem Musical-Mehrteiler «Ramses» ihre ungebrochene Meisterschaft, sich mit viel Kreativität und Talent durchzusetzen.

Auch in der Online-Kategorie waren die Holländer mit ihrem Projekt «Last Hijack Interactive» erfolgreich: Hier macht der User die transmediale Erfahrung einer Schiffsentführung vor der somalischen Küste - sowohl als Pirat, als auch als Geisel.

Der Preis für die beste Fernsehinvestigation geht nach Finnland. «Syria - Faces of War» zeigt uns die Realität des Krieges durch die Augen des finnischen Fotojournalisten Niklas Meltio. Ein Film, der Fragen aufwirft, was man gegen die dort herrschende Grausamkeit tun kann, aber auch, wo die Grenzen der bildlichen Berichterstattung über Kriegsterror liegen.

Auch «Gekidnappt im Sinai - Eritreer auf der Flucht», die Schweizer Einreichung, die den Titel als Bestes interkulturelles Programm davontrug, thematisiert Gewalt von Menschen an Menschen. Täglich verlassen 3000 Eritreer ihr Land, um der herrschenden Militärdiktatur zu entfliehen. Viele von ihnen versuchen über Sinai nach Israel zu gelangen und werden dabei von Beduinen gekidnappt, die sie foltern, um Lösegeld zu erpressen.

Deutschland darf sich über den Sieg von «Zeit der Kannibalen» freuen. Der Film aus der Feder von Stefan Weigl, der bei der Berlinale ausserhalb des Wettbewerbs lief, sahnte in der Kategorie Prix Genève Europe ab. Die Kategorie zeichnet Newcomer im Bereich Drehbuch aus.

Wie schon im Vorfeld der Preisverleihung angekündigt, wurde ausserdem der Prix Europa Lifetime Achievement Award 2014 an Ingolf Gabold, den Macher von «Borgen», «Kommissarin Lund» und anderen skandinavischen Erfolgsserien, verliehen.

Damit folgt der 72-jährige Däne dem britischen Filmer Sir David Attenborough und der deutschen Filmproduzentin Regina Ziegler, die in den beiden Vorjahren für ihr Lebenswerk geehrt worden waren.

Mit den 13 Preisen in den Bereichen Fernsehen, Radio und Internet ist der «Prix Europa» Europas wichtigstes trimediales Medienfestival. Dieses Jahr bewarben sich 35 Länder mit 650 Produktionen, davon schafften es 210 in den Wettbewerb. Der «Prix Europa» gibt seit 1987 europäischen Qualitätsproduktionen ein Forum und bildet grenzüberschreitende Programmtrends ab.