Mit einem grossen Gala-Abend feierten die Lokalradios am Samstagabend in Bern ihr 20-jähriges Bestehen- unter den Gästen selbstverständlich auch etliche Pioniere von damals. Dabei forderte Günter Heuberger, Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios die Möglichkeit, Spartenprogramme (News-, Wirtschafts- und Kulturprogramme, aber auch Programme mit verschiedenen Musikformaten) anzubieten. Heuberger in seiner Rede: «Wir gehen davon aus, dass uns das neue Radio- und Fernsehgesetz ab 2006 eine gesicherte Grundlage für die Erbringung unserer Programmleistungen bringen wird. Das heisst auch, dass wir die Möglichkeit haben müssen, unser auch langsam mit uns älter werdendes Publikum allenfalls mit einem 2. Programm auf regionaler Ebene weiterhin behalten können.» Das sollte auch in Veranstaltergemeinschaften möglich sein, die eine mehr oder weniger lockere private Radiokette auf der nationalen und sprachregionalen Ebene ergeben könnten. Diese Vision einer Weiterentwicklung der Privatradiobranche werde aber nicht ohne Einschränkung der Position der SRG gehen. Heuberger forderte deshalb die Prüfung und eventuelle Korrektur «der Vorzugsposition der SRG bei der Finanzierung, bei den Programmen und bei der Technik». So sollten beispielsweise die privaten Anbieter bei allen künftigen Technologien, also DAB, terrestrisch oder Satellit, faire und gleiche Möglichkeiten haben.
Am 1. November 1983 gingen die ersten 7 Lokalradios auf Sendung. «Es entstand schon wenige Stunden nach dem Start in allen Lokalradioregionen ein neues Wir-Gefühl, dass trotz aller Professionalität in den Programmen bis heute angehalten hat», hielt Günter Heuberger ferner in seiner Begrüssungsrede fest und gratulierte «allen Radiomachern und Geschäftsführern der Schweizer Privatradios zu 20 Jahren Service public régional für die Schweiz!»
Heuberger zog denn auch eine positive Bilanz nach 20 Jahren Privatradio: «Bei den Hörerzahlen und den Werbeumsätzen sind wir den Zielvorstellungen nahe. Nur im Bereich Technik haben wir beim Empfang und bei den Kosten gewisse Sorgen.» Die Privatradios erreichen in der Deutschschweiz eine Tagesreichweite von 2,25 Millionen Hörer (Marktanteil über 25%), in der französischen Schweiz sind es über 700 000 Hörer (Marktanteil über 22%) und in der italienischen Schweiz fast 100 000 Hörer pro Tag (Marktanteil 6%). Verschärft habe sich hingegen wie erwartet die Konkurrenzsituation mit den anderen Mediengattungen.
Zum Amüsement der Anwesenden zitierte Heuberger aus dem Bericht der Expertenkommission für eine Medien-Gesamtkonzeption von 1982: «Lokalradio soll eine integrative Funktion im Nahbereich wahrnehmen, das Interesse für die kleinräumliche Gemeinschaft wecken und pflegen und letztlich die aktive Kommunikation der Bürger unterstützen. Diese medienpolitischen Ziele können private Sender nicht erfüllen. Wie die beim EVED eingereichten Konzessionsgesuche zeigen, würde ein aussenplurales Wettbewerbs-System vor allem ein Mehr an Musik- und Servicewellen bringen, wobei das Angebot auf die (Werbe-)Marktpotentiale der Grossagglomerationen beschränkt bliebe.» Aber offensichtlich kam es eben dann doch anders, als die Mitglieder der Medien-Gesamt-Konzeption damals noch glauben machen wollten.
Sonntag
09.11.2003