In der Türkei sitzen immer noch über 100 Journalisten im Gefängnis. Einer von ihnen ist Erol Önderoglu. Seit zweieinhalb Jahren schleppt sich sein Verfahren dahin, bisher ohne Ergebnis.
Durch den Missbrauch vage formulierter Terror-Gesetze versuche die türkische Justiz, kritische Journalisten in oft kafkaesken Verfahren zum Schweigen zu bringen, kritisierte Reporter ohne Grenzen (ROG) anlässlich des Tages der Pressefreiheit.
Zum Beispiel Erol Önderoglu: Dem ROG-Türkei-Korrespondenten und Mitarbeiter der türkischen Nachrichtenagentur Bianet wirft die türkische Justiz «Propaganda für eine terroristische Organisation» vor. Sein «Verbrechen» war die Teilnahme an einer Solidaritätsaktion für die mittlerweile geschlossene pro-kurdische Zeitung «Özgür Gündem». Ihm drohen bis zu vierzehn Jahre Haft.
Önderoglu war unter den rund 50 Journalisten, die Mitte 2016 jeweils für einen Tag symbolisch den Posten des Chefredaktors von «Özgür Gündem» übernommen hatten, kurz bevor die Zeitung per Dekret geschlossen wurde.
Zudem werden ihm drei Storys zur Last gelegt, die am 18. Mai 2016 in jener Zeitung veröffentlicht wurden. Sie berichteten von Machtkämpfen innerhalb der türkischen Sicherheitsbehörden.
«Ich habe mich an der Solidaritätsaktion beteiligt, weil ich davon überzeugt bin, dass es ohne Medien, die frei von Zensur und Druck berichten können, keine demokratische Gesellschaft geben kann», sagte Önderoglu kürzlich in seiner Verteidigungsrede vor Gericht.
Ende Februar hatte die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung von Önderoglu gefordert. Der Prozess gegen den Journalisten zieht sich seit fast zweieinhalb Jahren dahin und wurde immer wieder vertagt. ROG kritisiert die «einschüchternde Wirkung» solch schier endloser Strafprozesse.
«Wir dürfen nicht aufhören, das schamlose Vorgehen der türkischen Willkürjustiz gegen kritischen Stimmen im Land anzuprangern», forderte ROG am Tag der Pressefreiheit.