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Freitag
14.11.2003

Weil die Wirtschaftszeitung «Cash» eine Strafanzeige mit einer Strafklage verwechselt hat, wurde eine diesbezügliche Beschwerde gegen «Cash» vom Schweizer Presserat teilweise gutgeheissen. In einem Artikel vom 13. Juni 2003 hatte «Cash» über einen Schweizer Bankier geschrieben, gegen diesen liege in Zürich eine Strafklage wegen Veruntreuung vor. Gegen den Artikel reichte der Anwalt des Bankiers am 18. Juli Beschwerde ein. Gerügt wurde unter anderem, die Autorin des Artikels habe wichtige Informationen unterschlagen, den Betroffenen nicht angehört und ihre Quellen nicht genannt. Insbesondere wurde kritisiert, dass gegen den Bankier nicht eine Strafklage vorliege, sondern eine Strafanzeige, wie sie jedermann einreichen könne. Auch sei die Autorin des «Cash»-Artikels befangen gewesen, weil sie mit einem Minderheitsaktionär befreundet sei, der zusammen mit zwei anderen Minderheitsaktionären die Anzeige eingereicht habe.

«Cash»-Chefredaktor Dirk Schütz räumte in seiner Stellungnahme ein, dass die Begriffe Strafklage und Strafanzeige verwechselt worden seien. Eine Berichtigung sei indes nicht möglich gewesen, weil der Bankier auf Anfrage lediglich mitgeteilt habe, er werde beim Presserat Beschwerde erheben. Der Rat kommt entsprechend zum Schluss, dass der Artikel und auch dessen Titel diese wichtige Information unterschlage. Für die Öffentlichkeit mache es einen wesentlichen Unterschied, ob es sich um eine Strafklage oder eine Strafanzeige handle. Eine Berichtigung dieses Fehlers sei aber unabhängig von einem ausdrücklichen Begehren des Betroffenen angebracht. Der Einwand von «Cash», der Bankier habe keine Gelegenheit dazu geboten, sei deshalb unerheblich. Da die Vorwürfe gegen den Bankier zudem schwer wögen, hätte dieser vor der Veröffentlichung des Artikels angehört werden müssen, schreibt der Presserat weiter. Diese Stellungnahme hätte zumindest kurz wiedergegeben werden müssen. Abgewiesen hat der Presserat hingegen den Vorwurf der Befangenheit und der ungenügenden Quellennennung. Siehe auch Peter Studer fordert Medien zur Fairness auf