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Donnerstag
07.11.2002

Die Arbeit des Schweizer Presserates habe in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt dessen Präsident Peter Studer. Das Medienkontroll-Organ beschäftigt sich mit berufsethischen Fragen. «Etwas salopp ausgedrückt, kümmern wir uns um die Anständigkeit der Journalisten», sagte Peter Studer gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Studer würde es begrüssen, wenn die berufsethischen Fragen zusammen mit unternehmerischen Fragen behandelt werden könnten. Verleger und Journalisten müssten in ethischen Fragen zusammenspannen. Doch dazu müsste der Stiftungsrat die Statuten des Presserates ändern. Aus ideologisch-politischen Gründen sei der Stiftungsrat derzeit dazu noch nicht bereit.

In den 25 Jahren, seit der Presserat existiert, beobachtet Studer eine massive Zunahme der Arbeit des Presserates. Vor zehn Jahren hätten sie zwei Stellungnahmen pro Jahr abgegeben. Für dieses Jahr rechnet er mit 65 bis 70. Studer führt diese Arbeitszunahme auf die immer detaillierteren Mediengesetze zurück - und: «Sicher sind die Leute heute schneller bereit, sich zu wehren.» Dass die Medien generell unsorgfältiger geworden seien, glaubt Studer jedoch nicht. In den grösseren Redaktionen werde heute intensiver als vor 20 Jahren über Qualität und berufsethische Fragen nachgedacht. Es werde härter recherchiert als früher. Dabei komme es aber auch zu Pannen. Bei Boulevardmedien, aber auch bei den Sonntagszeitungen und Wochenmagazinen bestehe eine eindeutige Tendenz zu mehr Aggressivität. So stehe denn auch die Verletzung der Privatsphäre eindeutig an der Spitze der Beschwerden. «Zugenommen haben auch Diskriminierungen aller Art, von Rassen und Minderheiten», sagte Studer im Interview weiter.