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Montag
29.04.2024

Medien / Publizistik

1’500 Franken für den Tipp des Tages...(Bild: Ausschnitt aus dem Newsletter von tsri.ch)

1’500 Franken für den Tipp des Tages...(Bild: Ausschnitt aus dem Newsletter von tsri.ch)

Guter Rat ist teuer, aber wie viel kostet ein guter Tipp? Das Onlinemagazin Tsüri findet 1’500 Franken angemessen. Das kostet nämlich ein «Tipp des Tages» im Tsüri-Newsletter.

Zum Beispiel letzte Woche, da war «Moise und die Welt der Vernunft» der Tipp des Tages. Eine Aufführung im Zürcher Pfauen, über zwei Stunden lang. So etwas empfiehlt man wohl selten im Freundeskreis, ausser man kriegt dafür Geld, wie bei Tsüri.

Nur erfahren das die Leserinnen und Leser nicht. Sie gehen wahrscheinlich davon aus, dass die Redaktion das Stück super fand. Ein Disclaimer fehlt. Nur am Ende steht, in Kleinschrift: «Mit einem Tipp des Tages 15’000 Menschen erreichen? Jetzt online ein Datum reservieren.»

Das kann alles bedeuten, zum Beispiel ein Vorschlag an die Redaktion. Eine Leserin wandte sich an den Klein Report. Wie sauber weist das junge Onlinemagazin Werbetexte aus? Dieses Medium richtete die Frage an den Presserat weiter, der sich immer wieder mit verdeckter Werbung beschäftigt.

Der Presserat sieht den Tsüri-Tipp ebenfalls kritisch: «Bezahlte Inhalte sind als Werbung zu deklarieren (s. Richtlinie 10.1 des Presserats).» Die Geschäftsführerin Ursina Wey schreibt dem Klein Report, dass der kleine Hinweis am Ende des Textes kaum ausreiche, dass «Durchschnittsleserinnen und -leser erkennen, dass es sich um einen bezahlten Beitrag handelt. Deshalb erscheint uns der Hinweis ungenügend.»

Um zu einem endgültigen Entscheid zu kommen, bräuchte es allerdings eine offizielle Beschwerde, «um das im Detail zu klären».

Es ist nicht das erste Mal, dass Tsüri mit einer eigenen Interpretation von Werbemöglichkeiten auffällt. So kam erst kürzlich heraus, dass die VBZ einen Deal mit dem Zürcher Magazin unterschrieben hat: Tramwerbung gegen Promoartikel.

Tsüri nahm keine Stellung zur Kritik.