Content:

Dienstag
25.01.2011

Der Schweizer Presserat hat eine Beschwerde der Demokratiebewegung Liechtenstein gegen die Zeitung «Liechtensteiner Vaterland» abgewiesen. Es stehe im alleinigen Ermessen einer Redaktion, ob sie ein Buch rezensiere oder ein Interview mit dem Autor veröffentliche. Zumal in Bezug auf das Buch «Die Entführung» von Armin Oehri von einem Boykott nicht die Rede sein könne. Dies gab der Presserat am Dienstag bekannt.

Die Neuerscheinung «Die Entführung» von Armin Oehri schlug im Sommer 2010 in Liechtenstein hohe Wellen. Verlag und Autor warfen dem «Liechtensteiner Vaterland» vor, das Buch zu boykottieren, weil es ein heikles Thema aus der Liechtensteiner Geschichte aufgreife.

Chefredaktor Günther Fritz reagierte auf die vom «Liechtensteiner Volksblatt» veröffentlichten Vorwürfe mit einem Editorial und begründete, er lasse sich nicht vorschreiben, eine Buchrezension und/oder ein Interview mit dem Autor zu veröffentlichen. Darauf  reagierte die Demokratische Bewegung Liechtenstein mit einer Beschwerde an den Schweizer Presserat und beanstandete, es könne nicht im alleinigen Ermessen eines Chefredaktors liegen, ob eine Zeitung eine Buchbesprechung über ein «sensibles Thema» mache oder nicht.

Der Presserat weist die Beschwerde ab. Die Auswahl der zu veröffentlichenden Informationen liege im alleinigen Ermessen der Redaktionen. Dieses Ermessen sei in verhältnismässiger Weise auszuüben. So gehe es berufsethisch nicht an, sich beim Publikationsentscheid von anderen als journalistischen Kriterien leiten zu lassen. Die Ablehnung sei ja nicht erfolgt, um der Leserschaft ein «dunkles Kapitel aus der Geschichte Liechtensteins» zu verschweigen, meint der Presserat weiter.

Zumal die Zeitung «Liechtensteiner Vaterland» bereits im Juni 2010 auf das Buch hingewiesen und im Herbst 2010 einen ausführlichen Bericht über eine öffentliche Lesung von Armin Oehri veröffentlicht habe. Zudem entspreche es gängiger Medienpraxis, dass in hierarchisch organisierten Redaktionen der Chefredaktor entscheidet, was publiziert wird.