Arbeiten, wo andere ihre Ferien verbringen: Auf Mallorca haben Manager der Post über die Zukunft des Staatsunternehmens nachgedacht. Wie Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag» bestätigt, haben vergangene Woche zwanzig Führungskräfte aus den Bereichen Briefsortierung und Briefzustellung an einem dreitägigen «Strategieworkshop» auf der spanischen Urlaubsinsel teilgenommen.
Dass die Post ihre Führungskräfte in Klausur auf die Balearen schickt, sorgt für Kopfschütteln. «Ich bin schon etwas erstaunt», sagt Natalie Rickli (SVP), Präsidentin der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates. «Die Post ist kein privates Unternehmen. Solange sie im Staatsbesitz ist und in einem geschützten Markt operiert, ist in solchen Angelegenheiten volle Transparenz zu schaffen», sagt sie zur «Schweiz am Sonntag». Ende August findet die nächste Sitzung der Kommission statt. «Ich fordere die Post auf, uns den Sachverhalt bis dahin transparent zu machen.»
Harsche Kritik kommt auch von links: «Ich finde es ärgerlich, wenn sich öffentliche Unternehmen wie ein Elefant im Porzellanladen aufführen», sagt Regula Rytz, Nationalrätin der Grünen und Mitglied der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) will das Seminar auf Mallorca bei einem der nächsten Treffen mit der Post-Direktion zur Sprache bringen.
Bei der Post wiegelt man ab. Der Workshop habe auf dem privaten Anwesen eines Mitglieds des Leitungsteams der Briefsortierung stattgefunden, sagt Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann. «Die Kosten für den Workshop wären wohl kaum niedriger gewesen, hätte der Workshop in einem Hotel in der Schweiz stattgefunden», argumentiert Bühlmann und weist darauf hin, dass die Post keine Mittel aus der Bundeskasse erhält.
Weitere Fragen mochte die Post-Sprecherin mit Hinweis auf «unternehmensinterne Angelegenheiten» nicht beantworten. So bleibt unter anderem die Frage offen, ob die Teilnehmer die Reisekosten aus der eigenen Tasche bezahlt haben.