Die fiktive «Wir machen Druck»-Wahlzeitung von Ringier Print und Evoq Communications hat im Polit-Betrieb für positive Reaktionen gesorgt: «Gleich am ersten Tag hat eine Bundesratspartei angerufen und sich nach der Wahlzeitung erkundigt. Auch andere Parteien sind interessiert am neuen Angebot», freut sich Adrian Schaffner von Evoq gegenüber dem Klein Report.
Wie der Klein Report berichtete, lancierten Ringier Print und die auf Markenentwicklung spezialisierte Werbeagentur Evoq Communications gemeinsam eine fiktive Wahlzeitung, um Politiker und Parteien auf ihr Werbeangebot aufmerksam zu machen. Die Nachfrage nach diesem Angebot sieht Schaffner auch bei grossen Parteien als gegeben an: «Die SVP hat ja bereits früher Wahlzeitungen produziert. Ich gehe davon aus, dass sie auch dieses Jahr solche Zeitungen drucken werden», so der Mandatsleiter gegenüber dem Klein Report.
Auch kleinere Parteien und unabhängige Kandidaten können vom Angebot profitieren: «Gerade bei Stände- und Nationalratswahlen buhlen viele Leute um wenige Sitze. So gesehen sind Wahlzeitungen ein ideales Angebot, um einen Strassenstand oder eine Parteiversammlung aufzuwerten», meint Schaffner weiter. Dazu komme ein grosser Vorteil der gedruckten Version gegenüber Onlinekampagnen: «Die Zeitung kann man auch Interessierten als Information mit auf den Weg geben.»
Die Frage, ob denn eine gedruckte Werbekampagne noch zeitgemäss sei, um junge Wählerstimmen zu holen, beantwortet Schaffner wie folgt: «Pendlerzeitungen haben eine extrem junge Leserschaft. Folglich kann das Medium einer Zeitung durchaus auch jüngere Zielgruppen ansprechen. Meine Tochter ist 18 Jahre alt. Sie liest `20 Minuten`. Ich aber nicht, weil ich nicht mit dem ÖV unterwegs bin.» Eine Zeitung funktioniere dann gut, wenn sie im richtigen Nutzerkontext liege.
Der Evoq-Mandatsleiter ist sich der schwierigen Marktlage bewusst. «Ich rechne nicht damit, dass alle Parteien aus allen Kantonen auf dieses Angebot eingehen werden. Die Wahlzeitung soll eher punktuell, lokal, regional und ergänzend zu anderen Instrumenten eingesetzt werden.»
Selbst unabhängige Kandidaten mit kleinem Budget sollen die Chance haben, aufzufallen: «Die Preisgestaltung ist so berechnet, dass auch Einzelpersonen eine solche Wahlzeitung finanzieren können», sagt Schaffner und gibt gleich ein konkretes Rechenbeispiel: «Im Kanton Appenzell-Ausserrhoden kostet das Gesamtpaket mit Design, Druck und Distribution einer Wahlzeitung 8060 Franken, wobei man damit 22 894 Haushalte erreicht. Anders in Zürich, wo man 644 982 Haushalte zum Gesamtpreis von 99 790 Franken erreicht.»
Für Politiker mit begrenztem Budget sei allerdings weit attraktiver, das Austragen oder Gestalten der Wahlzeitung in die eigene Hand zu nehmen: «Einerseits besteht die Möglichkeit, eine Wahlzeitung zu drucken und selbst zu verteilen», erklärte Schaffner. «Anderseits ist eine Distribution mittels Schweizer Post möglich. Oder wir übernehmen auch gleich noch das Design und Layout der Zeitung.»
Um in der heutigen digitalen Welt nicht abgehängt zu werden, bestehe im Bedarfsfall die Möglichkeit einer Ausweitung der Zusammenarbeit, so Adrian Schaffner. «Wir können die Zeitung als Zusatzdienstleistung auch elektronisch aufbereiten.»