Weitreichende Disruption in der Schweizer Medienlandschaft: Nach Einschätzung der Eidgenössischen Medienkommission (Emek) ist eine erfolgreiche Evolution genauso gut möglich wie die komplette Verarmung des Journalismus. Sicher sei nur, dass traditionelle Massenmedien in jedem Szenario stärker unter Druck geraten.
In ihrem Positionspapier, das sie am Montag in Bern präsentierte, zeichnet die Emek drei verschiedene Zukunftsbilder der Schweizer Medienlandschaft. Der tiefgreifende Wandel birgt nach Ansicht von Emek-Präsident Otfried Jarren und seinem Team genauso Chancen wie auch Risiken, wobei nicht abzusehen sei, welches Szenario tatsächlich eintreffen wird.
Gemäss dem optimistischen Szenario «Evolution» gelingt dem Journalismus der Umstieg auf die neuen Zugangsmöglichkeiten: Inhalte werden demnach künftig vorwiegend digital und personalisiert bezogen. Trotz der Dominanz weitrechenstarker Digitalplattformen können sich auch publizistische Medien behaupten.
Massenmedial ausgerichtete Verlage sind in diesem Szenario weiterhin existent, spielen jedoch eine «zunehmend untergeordnete Rolle». An ihre Stelle treten vor allem Angebote mit geringer Reichweite, die eher in Teil- als in Massenmärkten kommerzialisiert werden. Die «fortschreitende Konsolidierung im Massenmedienmarkt» ist deshalb «nicht zwingend» mit einem Verlust der Angebotsvielfalt verbunden.
Auch im zweiten Szenario «Substitution» haben Massenmedien einen schweren Stand. In diesem Zukunftsbild ergänzen oder ersetzen alternative, «medienähnliche» Angebote (z. B. Blogs, Corporate Communications, User-Generated-Content) die publizistischen Leistungen mehr oder weniger adäquat, während sich unabhängiger Journalismus noch in Teilmärkten behaupten kann.
Das bedeute nicht zwingend eine Qualitätseinbusse hinsichtlich Machart oder Informationsgehalt, aber «zweifellos eine weitere Aufweichung des Gebots der Unabhängigkeit, der Transparenz, der Fairness, der Ausgewogenheit und der sachlichen Richtigkeit», heisst es im Positionspapier.
Schliesslich zeichnet die Emek ein drittes Szenario «Verarmung», das sie ausdrücklich als «nicht wünschenswert» bezeichnet. Demnach verkümmert Journalismus mit massenmedialer Ausprägung aufgrund der mangelnden Refinanzierungsmöglichkeiten komplett, ohne dass medienähnliche Angebote als adäquate Alternative in die Bresche springen.
Zusammengefasst zeigt sich die Emek in ihrem Positionspapier offen und unvoreingenommen gegenüber neuen Formen der Informationsvermittlung, sofern sie gewissen Mindestbedingungen gerecht werden. Die Ausrichtung des Service public auf einzelne Anbieter lehnt die Emek deshalb ab.
Stattdessen will die Emek etwa auch Fördermassnahmen für journalistische Infrastrukturen oder die Ausbildung im Bereich IT- und Medienkompetenz fördern. Auch eine direkte Förderung «demokratierelevanter Medienleistungen» befürwortet die Emek – ganz technologie- und kanalneutral.