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Dienstag
24.02.2015

Medien / Publizistik

Tillmann will 500 regelmässige Leser

Tillmann will 500 regelmässige Leser

Die Webplattform «Deine Korrespondentin» möchte Korrespondentinnen bekannter machen und Geschichten über Frauen aus der ganzen Welt erzählen. Sieben Journalistinnen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich sammeln dafür Geld über Crowdfunding.

«Ich trage die Idee schon seit Längerem mit mir herum, weil ich es schade finde, dass vermeintlich schwierige, sperrige und kantige Themen von Redaktionen meistens abgelehnt werden», sagte die Initiatorin von «Deine Korrespondentin», Pauline Tillmann, dem Klein Report. «Und nicht zuletzt ärgere ich mich darüber, dass Diskussionspanels und Journalistenkonferenzen immer noch vorwiegend männlich besetzt sind», fügte die Journalistin, die als freie Auslandkorrespondentin in St. Petersburg arbeitet, an.

Hinter dem Projekt stehen ausserdem Simone Schlindwein, die aus Afrika berichtet; Sabine Rossi, die auf den Nahen Osten spezialisiert ist; Veronika Eschbacher mit Schwerpunkt Afghanistan; Sabine Muscat, die in Washington D.C. lebt; die Schweizerin Luzia Tschirky, die in Russland und der Ukraine unterwegs ist, und Jessica Schober, die in Deutschland schreibt.

Die Journalistinnen benötigen zunächst 5000 Euro, um das Webportal aufzubauen und die ersten Geschichten zu finanzieren. Danach sollen laut Tillmann jeden Monat etwa zehn neue Geschichten veröffentlicht werden. «Man muss dazu wissen, dass jede von uns weiterhin ihrem `normalen Job` als Korrespondentin oder Redaktorin nachgehen wird. Das heisst, dieses Projekt läuft nebenher», erklärte Tillmann.

Die ersten beiden Artikel pro Monat werden frei verfügbar sein. Ab dem dritten Artikel gibt es eine Bezahlschranke. «Grundsätzlich streben wir an, eine Community von etwa 500 Leserinnen und Lesern aufzubauen, die bereit sind, für Inhalte zu bezahlen.»

Das Zielpublikum beschreibt sie als Menschen, die an einer nachhaltigen Berichterstattung interessiert sind. «Grundsätzlich wollen wir immer Frauen porträtieren, die als Teil für das grosse Ganze stehen. Die Afghanin Kathra zum Beispiel, die mit 14 Jahren immer wieder von ihrem Vater vergewaltigt und mehrmals schwanger wurde. Heute ist sie 26 und kann noch immer nicht offen darüber sprechen, weil sie Schande über die Familie bringen würde. So eine Geschichte hilft, die afghanische Gesellschaft besser zu verstehen.»

In vielen Regionen der Welt sei es zudem nur Frauen möglich, zu anderen Frauen Zugang zu erhalten. Bestimmte Themen können männliche Journalisten deshalb gar nicht umsetzen.

Den Journalistinnen geht es auch darum, die Sichtbarkeit von Korrespondentinnen zu erhöhen. Dazu Tillmann: «Es ist doch so: In den vergangenen Jahren wurden viele feste Korrespondentenstellen abgebaut und die Arbeit wurde von freien Journalisten übernommen. Das Problem ist, dass diese Freien kaum sichtbar sind.»

Tillmann ist mit dem Start der Spendensammlung zufrieden. Seit Dienstag konnten schon über 1000 Euro gesichert werden. «Wir wissen aber, dass das nicht in diesem Tempo weitergehen wird und dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Vor allem wollen wir ja langfristig eine Community aufbauen.»