Der ganze Akt dauert eine Minute. Ein Paar hat sich beim Sex in einer Umkleidekabine gefilmt - so weit, so unspektakulär, möchte man sagen. Wenn die Geschichte nicht in China spielen würde.
In der Volksrepublik gelten andere Regeln und so hat der Sexclip Millionen Chinesen erreicht und die Armee der Zensoren in Marsch gesetzt. Im Netz herrscht nun grösstmögliche Aufregung.
Tatort ist eine Umkleidekabine im Modegeschäft Uniqlo mitten in Pekings Glitzerviertel Sanlitun Village. Das Video wurde im Netz gepostet und seitdem abertausendfach geteilt. Der Selfie-Porno verbreitete sich so rasch, dass die Zensur nicht mehr hinterherkam. In der Volksrepublik, die alles im Internet streng kontrolliert, ist das ein Problem.
Viele Nutzer zeigten sich jedoch erfreut - es kursieren zahlreiche Memos und Witze zum Clip: Ein Mikroblogger erkannte in den konstanten Körperbewegungen, die sich auch von der lauten Musik im Modeladen nicht ablenken liessen, den «Kampf gegen die böse Welt des aufstrebenden Materialismus». Auf den Kaufportalen von Alibaba waren kurzzeitig Gedenk-T-Shirts zu finden.
Die Polizei hat Ermittlungen angekündigt. Die japanische Modekette Uniqlo entschuldigte sich und wies den Verdacht zurück, sie selbst habe den Clip als PR-Kampagne in Auftrag gegeben. Die Filiale im Pekinger Osten ist seit Tagen zur Pilgerstätte für Selfie-Fans geworden.