«Bundesratsreisli». Der etwas despektierliche Ausdruck des letzten Termins der Schweizer Exekutive vor den Sommerferien wird dem Anlass nicht gerecht.
Unter der Führung von «Reiseleiterin» Karin Keller-Sutter zeigte sich das Kollegium auf der Fahrt durch den Kanton St. Gallen von seiner volksnahen Seite. Die Politiker würdigten das Volk, Guy Parmelin lobte den St. Galler Wein, und Aussenminister Ignazio Cassis freute sich über viele positive Rückmeldungen.
Gefeiert wurde aber vor allem Albert Rösti. Der Medienminister erhielt – vor allem vom jungen Publikum – Huldigungen wie ein Popstar. Der Berner Oberländer kann sich dies nur durch etwas erklären: «Es muss mit einem Tiktok-Beitrag zusammenhängen, der unlängst von mir veröffentlicht wurde.»
Der Magistrat spricht auf ein Interview vor dem Bundeshaus an, in dem er (unter anderem) die gestiegenen Kebab-Preise erklärte – und versprach, dagegen Massnahmen zu ergreifen.
Aber auch die anderen Mitglieder des Kollegiums präsentierten sich in aufgeräumter Stimmung. Bundespräsidentin Keller-Sutter war hocherfreut, dass sie dem Bundesrat jene Seiten ihrer Heimat zeigen konnte, die man sonst nicht so oft sieht – oder einem anderen Kanton zuordnet: «Einige Leute denken, Rapperswil-Jona gehöre zu Zürich», sagte sie lachend.
Ignazio Cassis schmunzelte –- und gab seiner Kollegin insofern recht, als dass er ihren Vergleich der Zürichsee-Region mit dem Tessin als durchaus angebracht empfand – mit einem Abstrich: «Bei uns im Süden ist es ein paar Grad wärmer».
Guy Parmelin empfand die Kontakte mit den Bürgerinnen und Bürgern als sehr inspirierend: «Man hört Fragen, die sonst selten gestellt werden. Und dies bringt immer einen neuen Denkanstoss.» Ausserdem lobte der gelernte Weinbauer den örtlichen Rebensaft: «Was wir zum Aperitif geniessen durften, war überzeugend».
Und dann entschwand der Bundesrat auf dem Walensee. Auf der MS Swisspearl machte er sich auf den Weg nach Quinten. Dass über den Glarner Alpen ein Gewitter aufzog, passt in die Aktualität: Die politische Lage war auch schon weniger stürmisch als heute.