Bei Politnetz.ch sind seit Anfang 2014 einige Veränderungen im Gange. Die Plattform, die vor allem mit der Veröffentlichung des Abstimmungsverhaltens von nationalen Politikern Aufmerksamkeit erregte, will in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben.
«Anfang Jahr haben wir eine Standortbestimmung durchgeführt und die Strategie geschärft», so Verwaltungsrat Peter Schüpbach gegenüber dem Klein Report. «Wir haben drei Umsatzbereiche, auf die wir fokussieren.»
Das sind kundenspezifische Reports, Medienpartnerschaften und der Bereich der Premium- oder «Plus»-Mitgliedschaften der Politiker. Wie viele Politiker bereits ein kostenpflichtiges Konto besitzen, will Politnetz nicht bekannt geben.
Auf Werbeeinnahmen zählt das Start-up derzeit nicht. «Politnetz hat immer ohne breite Vermarktung die Plattform betrieben», meinte der neue Geschäftsführer Claudio Gagliardi gegenüber dem Klein Report. «Wir generieren deshalb keine Werbeeinnahmen, dies ist für den Moment auch nicht vorgesehen.»
Gagliardi sieht Politnetz in einer Pionierrolle. «Politik ist einer der wenigen Bereiche, die kommerziell im Internet noch nicht breit genutzt werden», sagte er. «Wir können nicht einfach ein funktionierendes Geschäftsmodell aus den USA kopieren.»
Der Geschäftsführer ist allerdings zuversichtlich, dass mit den Wahlen 2015 ein Wahrnehmungswechsel stattfinden wird. «Hier die richtige Mischung aus Innovation und funktionierendem Geschäftsmodell zu finden, ist sicherlich die grösste Herausforderung», sagte er.
Dass das Portal die Strategie so weit angepasst hat, dass vermehrt Kantone und Gemeinden angesprochen werden sollen, wie Medien im Frühjahr berichtet hatten, sei dagegen eine «Falschinterpretation». «Wir werden uns nicht von der nationalen Bühne verabschieden, wie dies zum Teil berichtet wurde», meinte Gagliardi.
«Wir haben jedoch für die Wahlen im Kanton Bern und in der Stadt Zürich einen thematischen Spezialblog betrieben», konkretisierte er. «Gemeindewahlen - ausser die grossen Städte - und die Wahlen in kleinen Kantonen werden wir jedoch nicht abdecken.»
Diese strategischen Anpassungen sollen für eine ausgeglichene Rechnung sorgen. «Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dieser Fokussierung dieses Ziel erreichen können», so Verwaltungsrat Schüpbach. «Zumal Politnetz sehr gut positioniert ist und über ein Team verfügt, dass sich auf dieses Ziel ausrichtet.»
Personell zeichnet sich Politnetz allerdings nicht mit einer grossen Konstanz aus. Gagliardi ist bereits der dritte Geschäftsführer in diesem Jahr und von den fünf Mitarbeitern, die 2013 noch zum Team zählten, ist keiner mehr dabei.
Gagliardi begründet dies mit dem Strategiewechsel. «Dieser hat beispielsweise dazu geführt, dass wir die Entwicklung der Plattform nicht mehr selbst machen. Diese Entwicklung steht vor allem im Zusammenhang mit der Änderung der Strategie von Politnetz.»
Personelle Wechsel würden zudem zum Geschäftsleben gehören. «Da wir, wie dies bei Start-ups üblich ist, keine branchenüblichen Löhne zahlen können (zum Beispiel 7500 bis 10 000 Franken für einen Webentwickler), können Personalwechsel auch häufiger auftreten», so Gagliardi.
Die Wechsel würden vielmehr zeigen, dass Politnetz äusserst fähige Mitarbeiter im Team mit 350 bis 400 Stellenprozent hatte und immer noch habe, die auf dem umkämpften Personalmarkt begehrt seien. «So sind auch in Zukunft Personalwechsel nicht auszuschliessen», meinte er.