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Donnerstag
09.05.2002

Zwei Wochen vor den Kommunalwahlen in Italien ist in Rom ein neuer «Medienkrieg» ausgebrochen: Für helle Entrüstung sorgten mehrere Parlamentarier der Regierungskoalition, welche die politischen Talk-Shows von Starjournalisten während des Wahlkampfes ausschalten wollen. In einem Brief an die Aufsichtsbehörde der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI erklärten die Parlamentarier, dass die regierungskritischen TV-Sendungen den Wählern keine unparteiische Information garantieren. Zu den Journalisten, gegen die sich die Initiative der Mitte-Rechts-Parlamentarier richtet, zählen der Doyen der italienischen Journalisten, Enzo Biagi, sowie die Starmoderatoren Michele Santoro und Bruno Vespa. Zuvor hatte sich schon Regierungschef Silvio Berlusconi für die Kündigung Santoros und Biagis ausgesprochen. Der TV-Tycoon kann ihnen nicht verzeihen, dass sie während der Wahlkampagne für die Parlamentswahlen im letzten Jahr kritische Äusserungen über seine zahlreichen Interessenkonflikte gemacht hatten. Der Versuch der Regierungskoalition, die politischen Talk-Shows während des Wahlkampfes auszuschalten, löste bei der Opposition helle Entrüstung aus: «Berlusconis Regierung ähnelt immer mehr einem Regime», sagten Sprecher der Mitte-Links-Allianz. Sie sprachen von einem «gravierenden Anschlag auf die Meinungsfreiheit in Italien».