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Donnerstag
09.01.2003

Die Wissenschafter gehen neue Wege: Aus einer Initiative für frei zugängliche wissenschaftliche Literatur (Public Library of Science = PLoS) kommt die Idee eines neuen Verlags, dessen Autoren für ihre Beiträge nicht nur kein Honorar erhalten, sondern sogar noch bezahlen sollen für den Abdruck ihrer Publikationen. Laut der ETH-Online-Zeitung «ETH Life» vom Donnerstag «soll es sich um 1500 Dollar pro Artikel handeln». Bereits für die zweite Hälfte dieses Jahres ist der Start von vorerst zwei Journals geplant, einem «PLoS Biology» und einem «PLoS Medicine».

So begründen die Wissenschafter laut ETH Life das ungewöhnliche Modell: «Aus Sicht der Initianten sind die Publikationskosten Teil des Forschungsprozesses. Die gleichen Institutionen oder Organisationen, welche Forschung unterstützen, sollten darum auch für diese Kosten aufkommen, um eine für alle frei zugängliche Wissenschaftsliteratur zu ermöglichen. Das Howard Hughes Medical Institute scheint auf jeden Fall angetan zu sein von dem Modell und verspricht, die Publikationskosten seiner Forscher zu übernehmen, wenn diese in einem open-access Journal veröffentlichen.»

Allerdings verschweigt die Hochschul-Webzeitung auch nicht, dass die Finanzierungsweise zumindest gewöhnungsbedürftig ist: Gemäss der «New York Times» ist praktisch kein Forscher dem Aufruf gefolgt. So habe Edward Penhoet, der Senior Director der Gordon and Betty Moore Foundation für Wissenschaft, zu den Erfolgsaussichten der neuen Zeitschriften erklärt: «Wissenschafter sind ein konservativer Haufen. Kurzfristig werden sie weiterhin in Cell oder an anderen Orten publizieren. Aber längerfristig haben solche Publikationsformen das Potenzial, die Wissenschaft dramatisch zu vereinfachen.»