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Sonntag
09.08.2009

Nach eher lauem Auftakt und den sintflutartigen Regenfällen am Freitagabend erlebte die Piazza Grande mit 8000 Besuchern am Samstag den Aufmarsch der Gladiatoren. Dabei überragte einer alle, Bundesrat Pascal Couchepin. Kollege Hans-Rudolf Merz, auch als der Bundesrat als Interviewpartner von den TV-Medien befragt wurde, kam einem etwas kleiner vor. Grosse Worte für das Filmfestival gab der Bundespräsident dann am Sonntag von sich, als er dem Filmfestival die anhaltende Unterstützung des Bundes zusicherte, «auch in der Krise, wenn die finanziellen Mittel knapper werden», sagte Merz auf Schloss Visconti am alljährlichen Empfang bei Stadtpräsidentin Carla Speziali.

Von Krise keine Spur am Samstagabend auf der Piazza: Der Strom der Sponsorengäste und der Prominenz wollte nicht aufhören. Die gesamte Mitte der Piazza, quasi der Ring der Privilegierten, wird von der Gruppe vereinnahmt. Die zahlenden Filmfans werden so gesehen auf der Piazza stark benachteiligt und zweitklassig behandelt.

Natürlich gab es neben dem gegenseitigen Hofieren auch Filme zu sehen. Etwa die wunderbare Liebeserklärung ans Kino «Les yeux de Simone» des Schweizers Jean-Louis Porchet. Ein köstlicher Einfall: Die Schauspielerin Irene Jacob und die Cineasten Pierre und Simone Blondeau treffen sich in einem Kino, um Krzysztof Kieslowskis «Trois couleurs: Rouge» wiederzusehen, in dem die Schauspielerin Jacob mitspielte. Am Ende des siebenminütigen Films betreten die drei Protagonisten die Piazza-Bühne und der blinde (!) 83-jährige Filmliebhaber Pierre hält ein flammendes Plädoyer für den Film. Ein bewegender Moment, die Gäste auf der Piazza dankten es ihm mit lautem Applaus.