Tamedia will den Vorwurf, sie hätte ihrer scheidenden Chefredaktorin Lisa Feldmann einen politischen Maulkorb verpasst, nicht auf sich sitzen lassen. In einer Stellungnahme auf der Webseite von «Annabelle» nimmt nun sogar Verleger Pietro Supino selbst Stellung - in einer gemeinsamen Verlautbarung mit Feldmann.
Erstaunliches habe es in der «NZZ» und der «NZZ am Sonntag» zu lesen gegeben, von einem «Politverbot» sei die Rede gewesen; die «Annabelle» dürfe politisch nicht mehr Stellung beziehen, der Verleger hätte das Thema der Frauenquote nicht gerne gesehen und der Frauenzeitschrift Mässigung in Frauenfragen auferlegt, beginnt die Verlautbarung. «Erstaunlich darum, weil alle diese Behauptungen unwahr sind. Einer Frauenzeitschrift Mässigung in Frauenfragen zu auferlegen, ist im Übrigen eine ziemlich widersinnige Vorstellung.»
Die inhaltlichen Grenzen, nach denen man sich bei Tamedia richten muss, werden danach sehr diplomatisch umschrieben. «Kampagnen welcher Art auch immer hingegen passen nicht zum klassischen Verständnis von Journalismus bei Tamedia. Denn es geht im Journalismus nicht darum, eigene politische Vorstellungen zu verfolgen und die Meinung des Publikums zu steuern, sondern das Ziel der redaktionellen Arbeit ist Information und Orientierung, damit die Leserinnen und Leser sich ihre eigene Meinung bilden können. Darüber haben wir uns auch im Lichte der Geschichte der `Annabelle` ausgesprochen.»
Was genau ausgesprochen wurde, ob Feldmanns Arbeit als Kampagne angesehen wurde und ob sie bei ihren politischen Forderungen dem Verleger Supino nun tatsächlich zu weit ging, darüber steht hingegen nichts. Am Schluss wird lediglich nochmals betont, was die «Annabelle» soll: «Dieser Fokus auf frauenpolitische, gesellschaftliche und kulturelle Themen zusätzlich zu den Schwerpunkten Mode, Beauty und Lifestyle ist seit den Zeiten von Mabel Zuppinger das Spezielle an der `Annabelle`. Eine aussergewöhnliche Kombination, an der wir festhalten wollen.»